Mostgewichte höher als 1971 und 1976

TRIER. Während in der Pfalz bereits die ersten 2003er Gewächse die Qualitätsweinprüfung durchlaufen haben, ist in den nördlichen Anbaugebieten die Lese noch voll im Gang. An Mosel-Saar-Ruwer hat die Rieslinglese erst begonnen. Die Lese der frühreifen Sorten ist weitestgehend abgeschlossen.

In Rheinhessen, an der Nahe und in der Pfalz ist der Herbst bei den meisten Betrieben beendet. Die hohen Mostgewichte lassen - so die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz - einen "Jahrhundertjahrgang" erhoffen. Selbst die Mostgewichte der Jahre 1971 und 1976 wurden übertroffen. Ein weiteres Charakteristikum des Jahrgangs 2003 sind die niedrigen Säurewerte. "Aufgrund der hohen Mostgewichte, der gut durchgefärbten Beeren und der harmonischen Säurewerte ist mit einem herausragenden Rotweinjahrgang zu rechnen", kommentiert der Präsident der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Ökonomierat Günther Schartz aus Onsdorf, die Herbstberichte aus den Anbaugebieten.Rieslingtrauben im Idealzustand

Die Hektar-Erträge fallen in diesem Jahr geringer aus. Trockenschäden und Spätfrost sind laut Schartz dafür verantwortlich. Die geringere Erntemenge, aber vor allem die hohe Qualität, führe zu einer erhöhten Nachfrage der Kellereien. Dies habe bereits zu einem leichten Preisanstieg für Fassweine geführt. Dennoch bleibe das Angebot der Winzer aufgrund der hohen Qualität der Ware und der derzeit vom Handel gebotenen Preise weiterhin zurückhaltend. Die Gebote der Kellereien lägen zur Zeit für Elbling und Müller-Thurgau an der Obermosel bei 60 Cent für den Qualitätswein, für den Riesling habe sich noch kein Preis gebildet. In Rheinhessen, an der Nahe und in der Pfalz werden den Winzern lediglich 40 bis 45 Cent für weißen Qualitätswein geboten. An der Obermosel ist die Elblinglese weitestgehend beendet. Die Mostgewichte liegen größtenteils um 70 Grad Oechsle und höher. Müller-Thurgau weist über 70 Grad bis 80 Grad Oechsle auf. Die Säurewerte betragen - je nach Reife des Lesegutes und Sorte - zwischen 4,5 und sieben Gramm pro Liter. Dies gilt auch für Mittelmosel und Saar. Die Erträge schwanken in Abhängigkeit von Frostschäden aus dem Frühjahr. Die Riesling-Trauben befinden sich zurzeit in einem Idealzustand, die Fäulnis ist minimal. Wolfram Börker, Berater für Weinbau und Kellerwirtschaft von der Fachstelle für Weinbau Bernkastel, rät dazu, die Lese nicht weiter hinauszuschieben. Die Voraussetzungen für alle Qualitäten seien da. Erstaunt ist Wolfram Börker darüber, dass relativ viele Winzer noch nicht mit der Riesling-Lese begonnen haben, obwohl ja schon beste Mostgewichte erzielt worden sind. "Das Mostgewicht wird jetzt erst mal stagnieren. Wenn es wieder trocken wird, geht es noch mal nach oben", schätzt Börker, der zudem versichert, dass der Regen dem Riesling nicht geschadet hat. Das Wetter im September habe für das Aroma des Riesling mehr gebracht als die heißen Tage im August, die für die Reben auch Stress bedeuteten. Börker hat sich die Daten des Deutschen Wetterdienstes, Außenstelle Geisenheim, die schon seit dem Jahr 1900 Daten erhebt, näher angeschaut. Das Jahr 2003 gilt als heißestes Jahr hinsichtlich der Vegetationsperiode der Reben von April bis August. Auf Platz zwei landet das Jahr 1947. Bei den Sonnenstunden liegt 1947 vorn und 1976 an zweiter Stelle, gefolgt von 2003.Säuerung bei Riesling ist nicht notwendig

Das laufende Jahr hat wiederum die wenigsten Niederschläge, 1976 und 1947 fiel mehr Regen. Durch die hohen Mostgewichte gebe es auch eine höhere Alkoholausbeute, so Börker weiter. Gleichzeitig habe man vielerorts befürchtet, dass sich durch die Augusthitze auch die Säure abgebaut hat. Deshalb hatte das Weinbauministerium die Säuerung bei Most und Wein durch Weinsäure aus landwirtschaftlichem Ursprung zugelassen. "Die Säuerung ist aber beim Riesling nicht notwendig", versichert der Weinberater. Der Abbau der Säure durch die Hitze habe sich an der Mosel allenfalls punktuell und nur bei den frühen Sorten ausgewirkt. Bedenken, dass der Trockenstress der Rebe zu so genannten Alterungsnoten führt, kann Börker ebenfalls zerstreuen. Der Trockenstress wirke sich allenfalls bei Rebflächen im Bereich der Felskuppen und bei Jung-Anlagen aus, die noch ein kleines Wurzelwerk haben. Ob sich eine Alterungsnote einschleicht, werde man erst bei der Jungweinprobe erkennen. Erste Befürchtungen, dass es durch die Trockenheit zu Problemen bei der Durchgärung kommen könnte, haben sich ebenfalls verflüchtigt. Die Nährstoffversorgung habe sich durch die letzten Wochen ausgeglichen, und der Most "gärt wie doll", sagt Börker. "Die ganz außergewöhnlich gute Qualität und die geringere Erntemenge müssen zu einer spürbaren Preiserhöhung führen, ansonsten sind trotz des außergewöhnlich guten Jahrgangs die Existenzen der Winzer gefährdet", betont Schartz.

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