Sam gibt ein Gefühl von Sicherheit

BITBURG-PRÜM. In diesem Jahr wird der Hausnotruf des Deutschen Roten Kreuzes 20 Jahre alt. Auch im Kreis Bitburg-Prüm vertrauen viele Menschen dem Notfallsystem ihr Leben an.

Ein dickes Federkissen stützt den Rücken des alten Mannes, der in seinem Sessel in der Stube sitzt. Es ist Jakob Kiesgens Lieblingsplatz, denn Gehen fällt dem 90-Jährigen inzwischen schwer. Seinen Haushalt erledigen daher seine Kinder, die ihn jeden Tag besuchen. Dass er überhaupt noch alleine auf dem Hof in der Nähe von Badem wohnen kann, verdankt er dem Hausnotrufsystem S.A.M (Sicherheit am Menschen) des Roten Kreuzes. "Durch den Funkfinger fühle ich mich hier draußen viel sicherer", sagt er und zeigt auf das graue Medaillon, das an einer Kordel um seinen Hals hängt. Nur ein Knopfdruck, und im Notfall ist innerhalb von Minuten Hilfe zu ihm unterwegs."Ich will hier nicht weg"

"Das Hausnotrufsystem soll zum einen das Gefühl von Sicherheit vermitteln", erklärt Wolfgang Rieder, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes. "Zum anderen soll es die Selbstständigkeit so lange wie möglich erhalten." Seine Eigenständigkeit zu behalten, war auch für Jakob Kiesgen ein Argument für den Hausnotruf. Seit 40 Jahren lebt er in seinem Haus. "Ich will hier auch nicht weg", erklärt er. So geht es vielen der 275 Teilnehmer im Kreis Bitburg-Prüm. Doch S.A.M ist nicht nur für ältere Leute gedacht, sondern auch für Menschen mit Risiko-Erkrankungen wie Diabetes, Epilepsie oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. "Ich bin schon ein paar Mal hingefallen und hatte auch einen Schlaganfall", sagt Hildegard Pohs. Damals kam ihr ihre Tochter zu Hilfe, durch Zufall. Noch heute bekommt die ältere Dame beklemmende Gefühle bei der Erinnerung daran. Damit ihr Leben nicht vom Zufall abhängt, steht sie heute rund um die Uhr in Kontakt mit der Hausnotrufzentrale in Mainz. Wenn es ernst wird, erreicht das Signal aus Badem dort die Mitarbeiter innerhalb von Sekunden. Diese entscheiden dann, wie weiter verfahren wird. Bis zu 35 Anrufe in der Stunde, bis zu 410 am Tag bearbeiten die Disponenten. Bei medizinischen Notfällen wird die Rettungsleitstelle informiert, die dann die entsprechende Rettungswache in Kenntnis setzt. "Jeder Teilnehmer hat eine Codenummer", erklärt Rieder. "Wenn der Notruf eingeht, sehen die Mitarbeiter sofort, wer es ist, und geben Name und Nummer weiter. Das ist wichtig, weil in den Rettungswachen die Haustürschlüssel unter dem Code hinterlegt sind." Nur so könne gewährleistet werden, dass die Sanitäter und Ärzte in kürzester Zeit, auch wenn der Patient bewusstlos ist, in die Wohnung gelangen. Zudem gibt es von jedem Teilnehmer eine "Akte", in der Stammdaten (Name, Adresse, Telefonnummer und Hausarzt) und die Krankheitsgeschichte vermerkt sind. "So ist der Rettungsdienst in der Lage, gezielt eine Diagnose zu stellen und die richtige Behandlung einzuleiten." Doch nicht bei jedem Alarm muss der Rettungsdienst gerufen werden. Manchmal reicht es aus, dass so genannte Kontaktpersonen informiert werden: Verwandte, Freunde oder Nachbarn, die sich als Helfer bereitgestellt haben. Diese sind auch dabei, wenn das Gerät installiert wird, denn der richtige Umgang ist wichtig.Geräte sind sehr empfindlich

65 Prozent der Alarme im Jahr stellen sich als Fehlalarme heraus. "Die Geräte sind sehr empfindlich", sagt Rieder. "Nachts liegt das Medaillon auf meinen Nachttisch", sagt Jakob Kiesgen, der Angst hat, einen Fehlalarm auszulösen. Auch Hildegard Pohs kam einmal vom Einkaufen zurück und fand den Rettungsdienst in ihrer Wohnung. Auf den Alarm hatte die Zentrale keine Antwort von ihr bekommen und Hilfe geschickt. Wolfgang Rieder ist sich sicher: "Besser einmal zu viel, als einmal zu wenig."

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