Trier: Fuhr vermisste Tanja Gräff doch mit Bus in die Stadt?

Im Fall der seit drei Monaten vermissten Trierer Studentin Tanja Gräff halten es die Ermittler inzwischen für möglich, dass die 21-Jährige vom Sommerfest an der Fachhochschule doch mit dem Bus in die Innenstadt gefahren sein könnte.

Das ergab eine Rekonstruktion der Polizei mit zehn Zeugen am Ort des Geschehens. Bis dato war die Sonderkommission davon ausgegangen, dass die Studentin das Fest wahrscheinlich im Auto und in Begleitung eines etwa 25-jährigen Bekannten verlassen hatte. "Es ist aber auch denkbar, dass Tanja Gräff nach vier Uhr mit dem Bus in die Stadt gefahren ist", sagte Polizeisprecherin Monika Peters dem TV. Dort wollte sich die aus Korlingen (Kreis Trier-Saarburg) stammende junge Frau ursprünglich in den frühen Morgenstunden mit mehreren Freunden treffen. Tanja Gräff kam aber am vereinbarten Treffpunkt nie an. Sie ist seitdem spurlos verschwunden.
In Ergänzung zu den bereits vorliegenden Aussagen und Erkenntnissen haben Beamte der Soko-FH am Mittwoch, 5. September, gemeinsam mit 10 Zeugen eine Rekonstruktion ermittlungsrelevanter Szenarien auf dem Fachhochschulgelände durchgführt. Dabei wurden andere mögliche Ereignisalternativen deutlich. Die letzten Begegnungen mit der seit drei Monaten vermissten Studentin am Morgen des 7. Juni wurden gestern mehr als vier Stunden lang auf dem Gelände der Fachhochschule nachgestellt. Wesentliches Ziel dabei war, den Weg der Studentin so genau wie möglich nachzuvollziehen. Im Klartext: Wo sie um welche Zeit haargenau mit wem zusammen war. Bekannt war, dass die 21-Jährige exakt um 4 Uhr ganz kurz telefoniert hat. Bei der Rekonstruktion konnte jetzt mit Hilfe der Zeugen die Stelle auf dem Festgelände ausgemacht werden, wo sie sich um diese Zeit befand. Sie stand bei einem Getränkekühlwagen in der zweiten Einfahrt zu den Parkplätzen der Fachhochschule. Diese Einfahrt ist die Zweite hinter der großen grünen Maschinenhalle der Fachhochschule. Ob Tanja Gräff in der sie umgebenden Menschenansammlung allein oder in Begleitung stand, konnte nicht geklärt werden. In einem kurzen Gespräch mit einem der Zeugen äußerte Tanja die Absicht ins Stadtgebiet zu wollen. Von diesem Zeugen, der Tanja zuletzt lebend gesehen hat, entfernte sie sich danach in Richtung Stuckradweg, wo sich ihre Spur verliert. Die Schwierigkeit für die Ermittler liegt darin, dass sie neben der noch immer offenen „Peugeot-Spur“, wonach Tanja Gräff möglicherweise mit einem PKW das Gelände verlassen hat, weiteren denkbaren Alternativen nachgehen müssen. So erscheint es aufgrund der gestrigen Rekonstruktion durchaus wahrscheinlich, dass Tanja Gräff von dem Kühlwagen zur Bushaltestelle gegangen sein könnte, um mit dem Shuttle-Bus in die Stadt zu fahren. Laut Fahrplan fuhren insgesamt vier dieser Busse am 7. Juni zwischen 4.10 und 4.25 Uhr vom FH-Gelände weg zu den Endhaltestellen Castelforte/Trier-Nord, Nikolaus-Kochplatz/Porta Nigra und Messepark. Fahrgäste, die in der fraglichen Zeit einen dieser Busse benutzt haben und sich dabei an eine junge, schlanke,rotblonde oder rothaarige Frau erinnern, werden dringend gebeten, sich mit der Soko-FH in Verbindung zu setzen.

Bei der Rekonstruktion wurde auch deutlich, dass besonders die noch immer offene „Drachenhausspur“ für die Ermittlungen von Bedeutung ist. Diese „Drachenhausspur“ fand im Juni in den Medien nur wenig Beachtung und es haben sich keine weiteren Zeugen gemeldet. Die Ermittler möchten den nach wie vor ungeklärten und damit relevanten Sachverhalt nochmals in Erinnerung bringen und die damit verbundenen Fragen wiederholen. Zum Sachverhalt: Zwei Festbesucher berichteten, dass sie beim Verlassen der FH-Fete kurz nach 5 Uhr, es war schon recht hell, beim Drachenhaus einer rothaarigen jungen Frau begegnet seien, die Tanja gerufen wurde. Die junge Frau machte auf die Zeugen den Eindruck, als ob sie „Beziehungsstress“ gehabt habe. Sie war in Begleitung eines jungen Mannes, der ihr hinterherlief. Ob die junge Frau die vermisste Studentin Tanja Gräff war, konnten die Zeugen nicht mit Sicherheit sagen. Haarfarbe, Statur und Schmuck zeigen jedoch Parallelen auf. Auch die Beschreibung des jungen Mannes, der ihr nacheilte, weist Ähnlichkeiten zu jenem unbekannten Mann auf, in dessen Begleitung Tanja Gräff kurz vor 4 Uhr zuletzt gesehen wurde. Die Ermittler fragen:

Wer kann weitere Angabe zu dieser Begegnung beim Drachenhaus machen?

Gibt es eine FH-Sommerfest-Besucherin, die ebenfalls wie die Vermisste Tanja heißt und die oben geschilderte Situation kurz nach 5 Uhr selbst erlebt hat?

Solange der Weg, den Tanja Gräff nach 4 Uhr genommen hat; nicht zweifelsfrei geklärt ist, müssen alle Spuren weiterverfolgt werden, auch wenn sie sich scheinbar - wie die hier angesprochenen - in zeitlicher Hinsicht widersprechen. Die Polizei möchte potenzielle Zeugen ermuntern, sich mit der Hinweisaufnahme der Sonderkommission in Verbindung zu setzen. Die Ermittlungen werden fortgesetzt, bis das rätselhafte Verschwinden von Tanja Gräff geklärt ist.

Mehr zum Thema ab 21.30 Uhr auf www.volksfreund.de und in der TV-Freitagsausgabe.

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