Wie die Eifel wurde, was sie ist

Sie war abgelegen, dünn besiedelt, und die meisten Menschen, die dort lebten, waren bettelarm. Und wenn sie doch einmal von sich reden machte, die Eifel, dann meist als militärisches Aufmarschgebiet in Richtung Frankreich.

Wie die Eifel wurde, was sie ist
Foto: ARRAY(0x16f82c260)

Das hat sich gründlich geändert. Von Preußisch Sibirien zur Dachmarke Eifel mit bundesweiter Strahlkraft: welch eine Erfolgsgeschichte! Es gab Zeiten, da antworteten viele Eifeler auf die Frage, woher sie denn kämen, je nach Wohnort mit: aus der Nähe von Trier oder nicht weit weg von Köln. Nur nicht sagen, dass man aus der armen, rückständigen Eifel stammte, das wären Minuspunkte gewesen.

Tausende verließen die karge, rückständige und arme Gegend im 19. Jahrhundert und suchten in Amerika oder Brasilien ihr Glück. Noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg war keine wirkliche Perspektive absehbar. Rechtschaffen, redlich, fleißig, mit Gottvertrauen, aber ziemlich hoffnungslos. Niemand schloss die Tür ab. Spötter behaupten bis heute, es sei ja ohnehin nichts zu stehlen da gewesen.

Doch die Zeiten haben sich gründlich geändert. Noch immer sind die Eifeler bodenständig und krempeln die Ärmel hoch, machen jetzt aber immer häufiger positiv von sich reden. Dazu hat auch der Krimiautor Jacques Berndorf seinen Teil beigetragen. Eifelland ist Krimiland, erschien plötzlich - dank Siggi Baumeister - auf der deutschlandweiten Landkarte.

Berndorf, ein Freund der klaren Aussprache, der in der Vulkaneifel zu Hause ist, beschrieb seine Empfindungen in Sachen Eifel einmal so: "Ich weiß, dass ich am Arsch der Welt wohne. Aber ich weiß auch: Es handelt sich definitiv um den weitaus schönsten Arsch."

Da schimmert es durch, das neue Selbstbewusstsein. Dazu kommt der Eifeler Dialekt. Lange war er eher verpönt, heute ist er ein Renner. Er füllt Bücher und Zeitungskolumnen, es gibt ihn gerappt oder von der Mundartsängerin Sylvia Nels aus Rittersdorf in wunderschönen Balladen, unter anderem zu der Frage, warum das Eifeler Platt kein Wort für Liebe kennt. Auf die Frage, wie das Fehlen dieses bedeutungsschweren Wortes im Dialekt zu erklären ist, antwortet die erfolgreiche Sängerin: "Ich vermute, es hängt damit zusammen, dass die Menschen damals mehr mit dem Überleben als mit hochtrabenden Gesprächen über Befindlichkeiten und Gefühle beschäftigt waren."

Mittlerweile haben die Eifeler ihre riesigen Fortschritte mit Blick auf die Zukunft längst vernünftig organisiert. Gut zehn Jahre ist es her, da setzten sie sich zusammen und überlegten, wie es mit ihrer wunderbaren Landschaft und deren Vermarktung zum Wohle aller weitergehen könnte. Und zwar nicht wie bis dahin üblich, jeder in seinem Sprengel, sondern alle gemeinsam. Da waren vertreten: zwei Bundesländer, zehn Landkreise, 53 Städte und Verbandsgemeinden plus die Deutschsprachige Gemeinschaft Ostbelgiens. Vertreter von 900 000 Einwohnern diskutierten über eine gemeinsame Zukunft. Maßgeblichen Anteil an diesem Projekt Zukunft hatte der damalige Landrat des Kreises Bitburg-Prüm, Roger Graef.

Man konkurriere nicht mit Städten wie Köln, Trier oder Aachen, die Eifel habe kein Zentrum, sondern sehr viele wunderbare Ecken und Enden. Da müsse man zuweilen etwas mehr Arbeit investieren, um das alles zusammenzuhalten, werde auf der anderen Seite aber auch nicht von einem Großen erdrückt, sagt Klaus Schäfer, für die rheinland-pfälzische Eifel so etwas wie die Stimme und das Nervenzentrum der gemeinsamen Sache. Offiziell ist Schäfer "nur" Geschäftsführer der Eifel Tourismus (ET) GmbH, im richtigen Leben laufen bei ihm die vielen Fäden des Gesamtprojekts Zukunft Eifel zusammen.

Was manche anfangs für eine Schnapsidee hielten, hat sich längst zu einem Leuchtturm mit bundesweiter Strahlkraft entwickelt. Heraus kam zunächst eine deutlich bessere Zusammenarbeit im Bereich Tourismus. Es folgte die Dachmarke Eifel mit der mittlerweile gewinnbringenden Vermarktung regionaler Produkte und Dienstleistungen. Und jetzt geht es in der Zukunftsinitiative Eifel um einen ganzheitlichen Ansatz, wie dieser Landstrich länderübergreifend als Lebens- und Arbeitsraum auch in Zukunft attraktiv bleiben kann.

Für Klaus Schäfer ist die Sache klar: "Wir haben für die Eifel ein Rieseneinzugsgebiet und mit 40 Millionen Tagestouristen im Jahr ein Pfund, mit dem wir wuchern können." Jetzt geht es für ihn und den Landrat des Vulkaneifelkreises, Hans-Peter Thiel, um die nächsten Schritte. Und die wollen Schäfer und Thiel, der als Präsident der Zukunftsinitiative fungiert, so angehen wie bisher: sehr pragmatisch, vieles auf kleinem Dienstweg. Mit überschaubarem Budget, aber durchaus ambitionierten Zielen soll es gemeinsam in Richtung Zukunft gehen. Getreu dem Satz, dessen Herkunft nicht eindeutig geklärt ist, der aber dem Nordeifeler Kabarettisten Hubert vom Venn zugeschrieben wird: "Die Welt ist auch nur ein Dorf in der Eifel."
Damit wäre endgültig alles gesagt.
Extra

Paankoch ['pa:n'koch] Pfannkuchen (etwa 10 Stück) Zutaten 250 g Mehl 2-3 Eier 1/2 TL Salz Milch (Vollmilch) Sprudel (Mineralwasser mit Kohlensäure) Zubereitung Teig mit Milch und etwas Sprudel dünn anrühren In der Pfanne in etwas Fett dünn ausbacken Der Sprudel macht den Pfannkuchen etwas luftiger. Pfannkuchen mit Zucker bestreuen, zusammenrollen und "von der Rolle" essen. Schmeckt auch kalt oder in der Paankochzopp ganz ausgezeichnet. Eignet sich auch hervorragend als Beilage zu Kartoffelpüree.

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