„Ohne despektierlich zu werden, Herr Bürgermeister, drehen Sie sich doch mal um! Am besten gefällt mir Ihr Schwänzchen.“ Das sagt TV-Chefredakteurin Isabell Funk, und mit ihr lachen 500 Gäste der TV-Jubiläumsparty am Platz an der Lieser. Bürgermeister Joachim Rodenkirch lacht auch. Ihn ziert ein rosarotes Samtringelschwänzchen. Vorher hat er mit Miss Piggy und vielen kleinen und großen Schweinen, die sich vor der Bühne versammelt haben, den Schlager „Kein Schwein ruft mich an“ gesungen. Perfekt. Stadtwette gewonnen! TV-Geschäftsführerin Inga Scholz winkt mit einem Riesenscheck. 1350 Euro steht drauf. Das Geld geht an Wittlichs vier Grundschulen, verspricht der Bürgermeister und bedankt sich bei allen, die kostümiert zum Fest gekommen sind: „Wittlicher, Ihr seid saugut!“ Jubel.

Dabei hat TV-Redakteur Harald Jansen zu Beginn der Jubiläumsveranstaltung des TV, der 135 Jahre wird, nur zwei einsame Wutzja im Publikum gezählt! Er fragt nicht nur den Bürgermeister sondern auch Markus Boor, Jugendparlament, und Buchhändler Michael Scheid über Wittlich aus und testet ihren lokalen Geschmackssinn. Wer erkennt den original Wittlicher Stägken? Die Spezialsalami geht ins Rennen mit Knüppel- und Truthahnsalami. Gekaut, gerochen, nachgedacht und daneben gelegen. Das haben auch manche der Liebenden, die die poetische Revue „Love“ lebendig werden lässt. Das Theater mit behinderten und nicht behinderten Menschen gehört auch zum Geburtstagsprogramm.

Den Einstieg allerdings machen sieben junge Männer von „battle fanatics“: Die beeindruckenden Breakdancer stehen Kopf, balancieren akrobatisch ihre gut trainierten Körper auf einer Handund ernten den ersten Applaus des Abends.

Zum Schluss gibt es Musik von „Big Notes“. Die Kinderhüpfburg wackelt nicht mehr, auch TV-Maskottchen Lucky ist müde. Die erwachsenen Geburtstagsgäste nicht. Längst ist der Himmel dunkelblau. Der Volksfreund. Er gehört zum Leben. Das steht auf der Bühne. „Im Lokalen sind wir exklusiv“, sagt die Chefredakteurin zu Beginn der Veranstaltung – und die Geschäftsführerin ergänzt: „Wir wollen nicht nur Volksfreund heißen, sondern so sein.“ Das hat in Wittlich mit sehr viel Schwein geklappt. -pf./oht

SPLITTER

Der legendäre Schweinehirt -Stechermattes, alias Adi Kaspari, ist mit seinen Säubrennerschweinchen prima kostümiert gekommen. Ob sie auch den Schlager „Kein Schwein ruft mich an“ geübt haben? „Aber sicher! Wir singen datt aber ganz leger!“, sagt der Wittlicher. Eine Frau mit Schweinchennase aus Eierkarton begrüßt ihn: „Hallo, Du ahl Sau!“

Die Betrunkene, -die sich im roten Glitzerkleid mit Sektflasche schwankend unters Publikum mischt, irritiert manchen Zuschauer. Die Dame ist Schauspielerin Thea Essebaggers von „com.guck“ und spielt so gut, dass es erst mal keiner merkt, dass sie stocknüchtern ist.

Die TV-Titelseiten, die beim Fest mit Fotos der Besucher ausgedruckt werden, gehen weg wie warme Semmeln. Mehr als 120 Seiten haben ihre Abnehmer gefunden.

Das Riesenschwein: Als große Überraschung kommt zur Stadtwette ein Traktor angerollt – mit einem Anhänger, auf dem ein Pappmaché-Schwein steht und zehn große und kleine menschliche Schweine sitzen. Thomas Wirtz aus Neuerburg und Susanne Hemmer aus Bombogen sind spontan darauf gekommen, ihren Wagen zum Thema Energie, mit dem sie im vergangenen Jahr beim Karnevalszug dabei waren, wieder zu aktivieren. Lediglich die Solarzellen sind abmontiert worden. Das Schwein besteht aus Volksfreundausgaben. TV-Moderator Alexander Houben sagt bei der Wetteinlösung um 19.20 Uhr: „Der Bürgermeister fängt schon an, hier zu handeln. Er glaubt, dieses große Schwein zählt für zwei Dutzend.“