Das Phantom aus den 90er Jahren

SAARBURG. Früher waren Programmierer computerbegeisterte Jugendliche, die ihre Freizeit vor dem PC verbrachten. Natürlich waren sie davon überzeugt, ihr Hobby zum Beruf zu machen. Doch was ist heute aus ihnen geworden?

Die Kaste der Programmierer zählt mittlerweile im weitesten Sinne zur großen Welt des Handwerks. Mitte der 90er Jahre traf es Deutschland wie eine Welle: Tausende junger Leute beschäftigten sich in der Freizeit ausschließlich mit dem "elektronischen Freund". Der Playboy verstaubte in der Ecke, der Pizzaservice schob Dauereinsätze. Das war die goldene Generation der Computerspezialisten. Karl Koch und andere wurden zu Ikonen, der Chaos-Computer-Club zu einem Mythos. Kaffee floss in den Adern der Programmierer und vor dem Einschlafen beruhigte das bläuliche Flimmern des Bildschirms ungemein. Doch was ist heute aus ihnen geworden? Viele arbeiten mittlerweile in Büros oder bei Internet-Firmen oder Ähnlichem, aber noch mehr haben auch ganz andere Wege eingeschlagen: Sie sind beispielsweise Lehrer geworden. "Twister", einer der damals zur lokalen Szene gehörte, berichtet über den Werdegang seiner damaligen Kollegen: "Es gab da einen gewissen Mac, der sich damals viel mit Soundcoding beschäftigte und den guten alten Computern so manch' verlockende Grafik entzauberte. Der hat jedenfalls Grafikdesign in München studiert, aber ob er letztlich einen Job gefunden hat, weiß ich nicht. Ein anderer, Jim, der ebenfalls grafisch absolut auf der Höhe war, hat später ein paar Comics gezeichnet und arbeitet mittlerweile als Programmierer bei der Post. Einer der richtig Großen der Szene hat mittlerweile seine eigene Fliesenlegerfirma!" Der heute gebräuchliche Begriff "Programmierer" ist vielleicht erst einmal zu definieren: "Programmierer" sind Leute, die Computerprogramme schreiben und diese auch von Fehlern befreien können. Programmierer brauchen im Gegensatz zu Softwareentwicklern keine universitäre Ausbildung. Als betrieblich-schulischer Ausbildungsgang wird der Beruf des "Programmierers" bei der IHK heute "Fachinformatiker Anwendungsentwicklung" genannt. Viele der computerbegeisterten Jugendlichen von früher scheinen es also tatsächlich geschafft zu haben, ihren Jugendtraum zu verwirklichen und "Programmierer" zu werden, andere haben eher ganz "durchschnittliche" Berufe gewählt. Bleibt abzuwarten, ob die Handygeneration von heute eine ähnliche Entwicklung oder Verselbstständigung von Berufen mit sich bringt. Luca Kaiser und Dominik Zehren, Klasse 9e des Gymnasiums Saarburg

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