Durch Zufall und mit Herzblut

TRIER. Einblick in "unsere Postfiliale in Trier-Süd: "Unsere" – damit sind gemeint: meine Mutter Petra Brittner, mein Vater Martin Brittner; ich, Marina Brittner, und, nicht zu vergessen, unsere Postwachhündin Noel.

 Immer am Schalter für die Kunden da: Petra und Martin Brittner betreiben in Trier-Süd seit Oktober 2004 eine Postfiliale – mit vielfältigen Dienstleistungen. Foto: Marina Brittner

Immer am Schalter für die Kunden da: Petra und Martin Brittner betreiben in Trier-Süd seit Oktober 2004 eine Postfiliale – mit vielfältigen Dienstleistungen. Foto: Marina Brittner

Wie wir zu unserer Postagentur gekommen sind? Das ist eine kuriose Geschichte, die auf einem kleinen Zufall basiert: Meine Mutter bekam eines Tages (zu der Zeit arbeitete sie aushilfsweise bei meinem Onkel) ein Gespräch mit, das der Briefträger führte. Daraus war zu entnehmen, dass die einzige Poststelle in Trier-Süd geschlossen hatte und jetzt fieberhaft nach einem neuen Anwärter für den Job gesucht wurde. "Wäre ich kein Postangestellter, würde ich einiges daran setzen, mir diese Chance zu angeln", sagte der Briefträger. Wir erkundigten uns also und schickten der Post eine Bewerbung. Nach einiger Zeit erfuhren wir, dass unsere Mitstreiter ausgeschieden waren, und erhielten eine Zusage der Post. Unsere Agentur besteht nun seit dem 8. Oktober 2004 in der Mathiasstraße 21.Ein Tag in unserer Postfiliale

Unsere Filiale öffnet montags bis samstags jeweils um neun Uhr. Das heißt für uns, dass wir spätestens um halb neun da sein müssen, denn bevor wir öffnen können, gibt es noch Verschiedenes zu tun. Zuerst muss man sich über den Computer anmelden. Dann müssen die Briefmarken oder Postkarten aus dem großen Safe geholt und an ihren Platz im Geschäft gebracht werden. Der letzte Schritt besteht darin, das in der Kasse enthaltene Geld in den Tages-Safe, der gleichzeitig als Geldautomat bei höheren Summen dient, einzuzählen. Öffnet man dann pünktlich die Tür, stehen prompt zwei oder mehr Leute im Laden, die bereits seit einer Viertelstunde dort gewartet haben. Aus versicherungstechnischen Gründen dürfen wir das Geschäft jedoch nur zu den regulären Öffnungszeiten betreiben und somit den Wünschen unserer Kunden, die zu früh oder etwas zu spät sind, nicht nachkommen. Da wir nur eine Postagentur sind, bestehen gewisse Einschränkungen, die unserer Sicherheit dienen und an die wir uns strikt halten müssen. Als Beispiel: Das Beschränken auf die offiziellen Öffnungszeiten, wie bereits erläutert, und, wichtig für unsere Postbankkunden, die Beschränkung auf 500 Euro, die maximal pro Tag und pro Person ein- beziehungsweise ausgezahlt werden dürfen. Die Dienste, die wir leisten können, sind hingegen sehr zahlreich. Wir nehmen Postkarten, Briefe, Päckchen, Pakete, Retouren, Bücher- und Warensendungen jeder Art zum Versenden in Europa und der Welt an. Weiter bieten wir die Möglichkeit, Infopost (für viele Briefe mit gleichem Inhalt, ab 50 Stück) oder Briefe zu versenden und wir zahlen die ZzVs (Zahlungsanweisung zur Verrechnung, die vom Arbeitsamt ausgestellt werden) aus und schließen Konten und Versicherungen ab. Wir bieten demnach viele Dienste an, die auch meist viele Kunden dazu bewegen, zu uns und damit zur Post und nicht zu einem anderen Unternehmen zu gehen. Nur manchmal kommt es einem vor, als würden die Leute alle zur selben Zeit entscheiden, dass sie noch zur Post müssen, denn meist kommen sie stoßweise in den Laden, was für uns viel Arbeit auf einmal und Hektik bedeutet. Sind dann auch noch ZzVs dabei, steht die immer ungeduldiger werdende Menschenschlange schon mal bis zur Tür, denn diese Dienste brauchen viel Zeit, da alles genau von Hand eingegeben werden muss. Briefe werden zweimal und Päckchen und Pakete einmal pro Tag abgeholt. Vor Weihnachten und in den Wochen danach war es sehr hart für uns, da uns viele Kunden auf ihre verschwundenen Sendungen angesprochen haben und uns dafür verantwortlich zu machen suchten. Auch jetzt, da die Sache aufgeklärt ist, hören wir täglich Äußerungen, wie "dann kann man ja hier seine Sachen wieder abschicken" oder "dann kommt der Brief ja jetzt an und landet nicht im Weiher, oder?". Es ist schwer, mit solchen Vorwürfen umzugehen und die Fassung zu bewahren, da sie einen persönlich sehr treffen und das Engagement erschweren. Glücklicherweise gibt es jedoch auch Kunden, die uns aufheitern, mit einer Tafel Schokolade oder Blumen und die bei jeder sich bietenden Gelegenheit ihr Vertrauen in uns und ihre Treue zu uns beteuern, wofür wir sehr dankbar sind. Wenn es Zeit ist zu schließen, sind wir immer sehr erschöpft. Wir vergleichen noch die Soll- Ist-Bestände, drucken die Transaktionslisten aus, sperren alles in den Safe, fahren den Computer auf Standby runter und gehen in unseren wohlverdienten Feierabend. Marina Brittner, Klasse 9d, Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort