Ehrenamtliche Arbeit

TRIER. Vanillefarbene Mauern in renovierter Form, Pflanzen vor der Tür und hübsch dekorierte Fenster. Diesen Anblick bekommt man, wenn man die Ostallee entlanggeht. Seit Herbst 2006 steht hier das Hospiz, das sich als Ziel gesetzt hat, jedem seiner Gäste alle Möglichkeiten zu bieten, die sie nutzen können, um ihre letzte Lebensphase bewusst und intensiv erleben zu können.

 Freundliche Räume und ein gepflegtes Haus: das Hospiz Trier. Foto: TV-Archiv

Freundliche Räume und ein gepflegtes Haus: das Hospiz Trier. Foto: TV-Archiv

Der Hospiz-Verein betreut Sterbende, schwer Kranke und deren Angehörige, die meist selbst nicht mehr die Kraft haben, die betroffenen Personen zu unterstützen, schon seit 1995. Damals fanden wöchentlich Seminare und Fortbildungen in den Räumlichkeiten der Jesuiten statt. Zu diesem Zeitpunkt waren Kolleginnen aus 18 Institutionen zugegen und ein ambulantes Hospiz richtete sich ein. Große Spendenaktion

Nach sieben Jahren begann die Projektphase zur Planung eines stationären Hospizes. Die private "Herbert und Veronika Reh"-Stiftung trat mit dem Wunsch der Einrichtung eines Hospizes an den Verein heran. Ein weiteres Jahr später folgte der Start der Aktion Da-Sein, die vom Trierischen Volksfreund mit mehrwöchigen Präsentationen, Berichten und Artikeln zu vielen Themen wie Trauer, Krankheit und Tod unterstützt wurde. Bei dieser Aktion wurden von der Trierer Bevölkerung 500 000 Euro gespendet. 2006 fand der Umzug ins neue Hospiz statt. Um das tägliche Wohl der Gäste bemühen sich 29 Mitarbeiter, davon sind 21 ehrenamtlich beschäftigt. Eine davon ist Liselotte Günzer. Die 70-Jährige arbeitet seit der Eröffnung 2006 im Hospiz und kümmert sich so oft und gut es geht um die Gäste, die ihr sehr ans Herz gewachsen sind. Zu den täglichen Aufgaben der ehemaligen medizinisch-technischen Assistentin gehören die Pflege und Hygiene, die Medikamenteneinnahme der Gäste und vor allem die Hilfe durch reden und Mut machen. "Ich wollte einfach mal was anderes machen außer Kino und Theater", erzählt die Witwe. Für das Essen ist sie allerdings nicht zuständig. Eine Hauswirtschaftshilfe bereitet in der Küche die täglichen Mahlzeiten zu. Die Besonderheiten des Hauses sind der geräumige Aufzug, der mit seinem "Himmelsdesign" Geborgenheit und Schutz vermittelt und das große Badezimmer, das sich dem "Himmelsdesign" des Aufzuges anpasst. Speziell für Gehbehinderte wurde sogar ein Hebekran neben der Badewanne angebracht. Das Haus stellt zudem acht Zimmer zur Verfügung, von denen momentan sechs bewohnt sind. Dementsprechend ist das Verhältnis zwischen Beschäftigten und Gästen sehr eng und vertraut, sodass die Abschiede meist sehr schwer fallen. Liselotte Günzer sagt: "Wenn mir davon erzählt wird, oder ich sogar selbst die Todesanzeige lese, nimmt mich das schon sehr mit. Ich nehme mir danach oft eine Pause." Die hauptamtlichen Stellen sind zum größten Teil mit Krankenschwestern besetzt, jedoch arbeiten auch Sozialpädagogen und Altenpfleger dort. Doch eins ist klar: Menschen wie Liselotte Günzer sollte es mehr geben. Der Schulchor der Blandine-Merten-Realschule, der in der Weihnachtszeit Lieder für die Gäste gesungen hat, und der Schweicher Gospelchor haben den Gästen viel Freude bereitet. Auch zwei Schülerinnen des AVG unterhielten die Gäste mit einem kleinen Neujahrskonzert. Leben bedeutet Helfen

Mit einem zur Verfügung gestellten alten Haus und einer Spendenaktion konnte ein Hospiz eröffnet werden, das voller Leben steckt - und leben bedeutet helfen. Hilfe, die jeder zu jeder Zeit leisten kann. Auch der Staat, der, falls die Gäste nicht die finanziellen Möglichkeiten haben, die Kosten für die Unterkunft im Hospiz übernimmt. Ansonsten bezahlt die Krankenkasse einen Grundbetrag, der ein Drittel der Gesamtkosten deckt. Weitere zehn Prozent werden vom Hospiz übernommen. Gemeinnützige Arbeit zu leisten, ohne dafür Geld zu bekommen - in unserer Gesellschaft nur selten zu finden, da Geld eine immer wichtigere Rolle in unserem Leben spielt. Vielleicht sollte man sich Gedanken darüber machen, wer unsere Hilfe benötigt und Hilfsbereitschaft als Selbstverständlichkeit betrachten. Safak Oktay, Klasse 9b, Auguste-Victoria-Gymnasium Trier

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