Erneuerbare Energie im Praxistest

IDENHEIM/TRIMPORT. Im Arbeitslehreunterricht der Klasse 7 der Konrad-Adenauer-Hauptschule Idenheim erwuchs die Diskussion um die Förderung der erneuerbaren Energien als Gegenmaßnahme zum derzeitig sehr hohen Ölpreis. Die Schüler besichtigten eine Biogasanlage in dem landwirtschaftlichen Betrieb von Bernhard Bares aus Trimport.

Bevor die Klasse allerdings zu ihrer Exkursion aufbrach, recherchierte eine Gruppe von Schülern im Internet über die Funktionsweise einer solchen Anlage. Eine zweite Schülergruppe erstellte die Interviewfragen für Bernhard Bares. Was ist eigentlich Biogas?Bares: Biogas (=Sumpfgas, Faulgas) ist ein durch den anaeroben, mikrobakteriellen Abbau von organischen Stoffen entstehendes Gasgemisch, das zu 50 bis 70 Prozent aus dem hochwertigen Energieträger Methan besteht. Weitere Bestandteile sind 30 bis 40 Prozent Kohlendioxid sowie Spuren von Schwefelwasserstoff, Stickstoff, Wasserstoff und Kohlenmonoxid. Aufgrund des relativ hohen Energiegehaltes lässt sich Biogas als Energieträger für die Wärme- und Krafterzeugung nutzen. Umgerechnet entspricht somit der durchschnittliche Heizwert eines Kubikmeters Biogas etwa 0,6 Liter Heizöl. Was produziert eine Biogasanlage und wie funktioniert sie?Bares: Eine Biogasanlage produziert Strom, den man an andere Stromanbieter (zum Beispiel an RWE) weiter verkaufen kann. In den so genannten Fermenter wird alles, was Eiweiß, Kohlenhydrate und Fette enthält, wie Gülle, Gras, Stroh, Hirse- und Maissilage und manchmal Getreide, mit Hilfe eines Einfüllapparates gebracht. Im Fermenter wird diese Biomasse dann mit den trägen Bakterien (Methanbakterien) durch ein Rührwerk vermischt und auf einer konstanten Temperatur von 35 bis 40 Grad gehalten. Das Rühren verhindert die Bildung von Schwimmdecken und Sinkschichten. Dadurch herrschen optimale Bedingungen für die Methanbakterien, um die Biomasse zu zersetzen. Bei diesem Prozess entsteht das gewünschte Biogas. Die übrig gebliebene Biomasse eignet sich hervorragend als biologischer Dünger. Wie kamen Sie auf die Idee, eine Biogasanlage zu bauen?Bares: Der Nutzung der Gülle als Energieträger wird angesichts der explodierenden Ölpreise zunehmend mehr Bedeutung beigemessen. Das Biogas liefert hochwertige Energie in Form von Strom und Wärme. Die dabei aufkommenden Geruchsemissionen sind minimal und leicht kontrollierbar. Für kleine Betriebe mit einem geringen Gülleanfall rentiert sich eine Biogasanlage nicht. Wirtschaftlich interessant wird sie erst dann, wenn der Bauer mehrere hundert Milchkühe oder Tausende Schweine hat. Wie hoch ist die Innentemperatur im Fermenter und wie werden Ihnen Störungen an der Biogasanlage gemeldet?Bares: Im Fermenter sind es immer 40 Grad. Wenn es wärmer wäre, würden die Bakterien absterben, wenn es kälter wäre, könnten sich keine Bakterien bilden, die zur Gasproduktion unabdingbar sind. Wenn etwas nicht stimmt, wird der Inhaber sofort vom Computer auf seinem Handy benachrichtigt. Neben der Verwendung von Gras und Gülle "füttern" Sie Ihre Anlage auch mit Getreide. Getreide ist doch ein wichtiges Nahrungsmittel und eigentlich - auch im Hinblick auf die großen Hungersnöte in der Welt - viel zu schade für diese Verwendung.Bares: Weil man so wenig Geld dafür bekommt, dass man seine eigenen Produktionskosten nicht mehr decken kann. Wenn man das Getreide statt auf die Müllhalde zu kippen zur Energiegewinnung nutzt, trägt es zur Reduzierung des klimaschädlichen Kohlendioxid bei. Wir versuchen, die positive Ökobilanz noch zu verbessern, indem wir zukünftig die benachbarten Wohnhäuser über ein Fernwärmenetz mit der Überschusswärme der Biogasanlage beheizen. Uns interessieren natürlich auch die Herstellungskosten der Biogasanlage. Wie hoch sind sie und wann rentiert sich die Anschaffung?Bares: Die Herstellungskosten betragen um die 600 000 Euro, allein der Container mit dem Generator kostet 150 000 Euro. Es lohnt sich nur, wenn man einen großen Bauernhof besitzt. Der Generator, das eigentliche Herzstück der Anlage, dient der Erzeugung von elektrischem Strom. Eine Biogasanlage ist ziemlich aufwändig, und man macht erst nach drei bis fünf Jahren Gewinn damit. Anlagen dieser Größe gibt es erst seit sechs bis sieben Jahren, und unsere ging im Dezember vergangenen Jahres ans Netz. S Das Interview führten: Kristian Borowskich, Christian Hüllen, Marius Mersinger, Clemens Neu, Klaus-Peter Nitschke und Michael Wirtz, Klasse 7, Hauptschule Idenheim

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