Ganztagsschule oder nicht?

SCHWEICH. Das vierte Schuljahr neigt sich dem Ende zu, die Empfehlungen sind ausgesprochen. Nun ist der Zeitpunkt gekommen, sich für eine bestimmte Schulform zu entscheiden, und dabei fällt mit Sicherheit auch die Frage: Ganztagsschule oder nicht.

Zunächst einmal kommt es auf die Form der Ganztagsschule an, die die Eltern sicherlich genau beurteilen sollten. Denn leider gibt es recht unterschiedliche Qualitäten und Formen der Ganztagsschule. Ein Modell von Ganztagsschule bietet den Aufenthalt in der Schule bis 16 Uhr. Es soll berufstätigen Eltern und einer immer größer werdenden Zahl von Alleinerziehenden die Möglichkeit bieten, ihre Kinder unter qualifizierter Aufsicht und Anleitung unterzubringen. Leider entspricht das Angebot am Nachmittag oftmals nicht dem Anspruch, die Zeit zum Lernen zusätzlichen Stoffes zu nutzen oder bereits Gelerntes zu vertiefen, da die finanziellen Mittel zu gering sind, um auch am Nachmittag gut qualifizierte Lehrkräfte einzustellen. Oft werden für die Betreuung der Schüler am Nachmittag "Laien" kostengünstig eingesetzt, die in AGs bestimmte Themen anbieten, deren Niveau schlecht zu überprüfen ist. An einigen Ganztagsschulen werden die Hausaufgaben von Eltern betreut, und es hat sich dabei leider gezeigt, dass die Ergebnisse durch fehlendes didaktisches und pädagogisches Wissen zu wünschen übrig lassen. Es kann sich dabei also nur um einen vorübergehenden Kompromiss handeln, der sich aber bei weiteren finanziellen Engpässen nicht so leicht beheben lässt. Problematisch ist auch, dass diese Form der Ganztagsschule freiwillig ist. Würde das Niveau angehoben und mit dem Anspruch echter Wissensvermittlung angegangen, hätten die nicht teilnehmenden Schüler große Nachteile. Trotzdem ist auch diese Form der Ganztagsschule für Kinder, die die Nachmittage normalerweise zu Hause alleine verbringen - womöglich vor dem Fernseher oder PC - die bessere Alternative. Dort können sie wenigstens unter Aufsicht mit Gleichaltrigen ihre Zeit verbringen und sich dort auch mit Dingen bekannt machen, mit denen sie sonst zu Hause vielleicht nicht in Kontakt gekommen wären. Außerdem erhalten ausländische Schüler eine gute Möglichkeit, die deutsche Sprache auch am Nachmittag zu üben und zu vertiefen. Eine Sonderform der Ganztagsschule bieten einige Privatschulen. Auch hier dauert der Unterricht gewöhnlich bis 16 Uhr, der finanzielle Hintergrund ist aber ein anderer. Gelder aus Stiftungen, vom Staat und aus Elternportmonees fließen zusammen in einen Topf und ermöglichen der Schule einen größeren Handlungsspielraum, was Materialien, Umgebung, Unternehmungen, Unterrichtsqualität und Lehreranzahl angeht. Hausaufgaben werden qualifiziert überwacht, und durch die Anwesenheit und Arbeit der Lehrer bis 16 Uhr ist zusätzliches Lernen, einschließlich Förderung für die Schwachen und Forderung für die Starken garantiert. Durch den günstigeren Lehrerschlüssel können auch Projekte angegangen werden, die unter "Sparzwang" nicht möglich wären. Die dritte Schulform stellt die so genannte "volle Halbtagsschule" dar, die in der bisher normalen Unterrichtszeit bis mittags stattfindet. Hier wird die Pflichtstundenzahl komprimiert in vielen ständig wechselnden Fachstunden abgespult. Für Kreativität, neue Konzepte und Projektarbeit bleibt leider zu wenig Zeit. Hausaufgaben müssen nachmittags zu Hause erledigt werden und sind je nach häuslichem Umfeld ordentlich oder weniger pflichtbewusst erledigt. Karl Bertram, Adam Job, Alexander Göppert, Klasse 8b, Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Schweich

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