Er hieß Raul Gatuix und hatte noch zwei Brüder und eine Schwester. "Einen solchen Kriegsgefangenen bekam man auf Verlangen", sagt Karl Wangen heute. Es kam ein Posten mit vier oder fünf Arbeitern zur Auswahl zum Betrieb. Familie Wangen war sehr zufrieden mit ihrer Wahl, denn Raul war sehr fleißig. Er half in der Landwirtschaft. Am Anfang war die Verständigung etwas schwierig, doch später sprach Karl Wangens Vater etwas Französisch und Raul ein bisschen Deutsch. Raul durfte nicht mit der Familie an einem Tisch essen, dies wurde von den Posten kontrolliert. Jeden Abend wurden er und die anderen Zwangsarbeiter der Gegend abgeholt und nach Lünebach in ein Lager gebracht. Dort schliefen alle Zwangsarbeiter und wurden bewacht, damit sie nicht fliehen konnten. Trotzdem schaffte es einer zu entkommen. Nach etwa zwei Jahren wurden die Posten abgezogen. Nun wohnten die Arbeiter in den Familien, trotzdem war es ihnen immer noch untersagt, mit der Familie zu essen. Nach einiger Zeit jedoch sagte Karl Wangens Mutter, dass der Junge anständig und fleißig sei und dann auch mit am Tisch essen dürfte. Raul wurde gut in der Familie aufgenommen und auch gut behandelt. So erging es nicht allen Arbeitern in der Gegend berichtete Karl Wangen. Rauls Kleider wurden geflickt und was ihn besonders freute, seine Schuhe wurden repariert. Insgesamt war Raul vier Jahre bei der Familie, dann waren Wangens Brüder alt genug, um die Arbeit zu übernehmen. Raul kam nun zu einer Familie nach Weinsfeld, seit diesem Zeitpunkt haben sie nie mehr etwas von ihm gehört. Karl Wangen, ist heute 78 Jah r e alt und lebt in Merlscheid bei Lünebach und ist ehemaliger Landwirt. Das Interv iew führte Annemarie Dahm, Klasse 10a des Regino-Gymnasiums Prüm.