Gewalt? Nein danke!

BITBURG-PRÜM/TRIER. Mehrere Kinder und Jugendliche erleben heute immer noch eine grausame Kindheit. Sie wachsen mit Gewalt auf, werden von ihren Eltern immer geschlagen.

Heute bemühen sich die meisten Eltern in Deutschland um eine ausgewogene Erziehung, dennoch praktizieren diese verschiedene Methoden, ihre Kinder zu erziehen. Viele zeigen ihren Kindern bestimmte Grenzen und verweisen verbal auf ihre Fehler. Manche bringen den Kindern Dinge in beispielhafter und spielerischer Form bei. Es gibt auch viele Eltern, die eine antiautoritäre Erziehung vorziehen. Leider denken immer noch viele Erziehungsberechtigte, dass Schlagen eine gute Erziehungsmethode ist.Enormer Anstieg misshandelter Kinder

Frau Bales, eine Mitarbeitern vom Jugendamt, berichtet, dass in einem Jahr ungefähr fünf bis zehn Kinder und Jugendliche beim ASD (Allgemeiner Sozialer Dienst) anrufen, weil sie geschlagen werden. Allerdings steigt diese Zahl enorm. Viele Fälle werden auch durch aufmerksame Mitbürger oder durch die Polizei bekannt. Die Mitarbeiter vom ASD setzen sich zuerst mit den Kindern und Jugendlichen zusammen, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Sofern es möglich ist, versuchen sie anschließend mit den Eltern und dem Kind oder Jugendlichen ein gemeinsames Gespräch zu führen. Manchmal bieten sie dann sogar eine ambulante Hilfe an. Kein Kind verkraftet physisch die Körperverletzungen der Eltern, dennoch hoffen die betroffenen Kinder und Jugendlichen, dass sich das Verhalten ihrer Eltern ändern wird. Bislang kam es zum Glück erst ein bis zweimal vor, dass ein Kindeswohl so sehr gefährdet war, dass es in die Obhut des ASD kam. Die Strafen für Körperverletzungen an Kindern sind hart. Allerdings muss dafür schon eine schwere Körperverletzung vorliegen. Kaum ein Kind zeigt seine Eltern an, weil es in einem Abhängigkeitsverhältnis steht. Ein weiterer Grund ist auch die Angst vor Repressalien, das heißt, noch mehr Prügel, weil das Kind die Eltern angezeigt hat. Die Eltern bekommen ihr Kind dann abgenommen, es werden gerichtliche Schritte eingeleitet und die Erziehungsberechtigen spüren strafrechtliche Konsequenzen. Das Kind oder der Jugendliche hat dann die Möglichkeit, für eine Weile in einer Pflegefamilie oder in einer anderen Einrichtung, zum Beispiel einem Kinderheim, untergebracht zu werden. Normalerweise lernen die Eltern daraus und versuchen, wieder einen guten Kontakt zum Kind aufzubauen. Dazu nehmen mehrere Familien auch die Hilfe von dem ASD in Anspruch, damit sie ihr Verhalten ändern können. Das Ziel des ASD ist, dass die Eltern am Ende der Therapie ihr Kind wiederbekommen. Meist baut sich das Verhältnis zwischen Kind und den Erziehungsberechtigten wieder auf. Am Ende der Therapie wird ein Gutachten erstellt, welches aussagt, ob sich das Verhalten der Eltern geändert hat. So kann es zu einer Rückführung des Kindes oder des Jugendlichen kommen. Warum werden überhaupt so viele Kinder/Jugendliche geschlagen? Frau Bales vom Jugendamt in Bitburg erzählt, der Hauptgrund, warum so viele Kinder/Jugendliche geschlagen werden, ist die Überforderung der Eltern, zum Beispiel durch finanzielle Probleme, eigene Gewalt-Erfahrungen, Eheprobleme und Alleinerziehung. Ein Polizist sagte auch, dass viele Eltern arbeiten gehen und sie in dieser Zeit das Kind alleine zu Hause lassen, und wenn sie dann müde nach Hause kommen, werden sie von dem Kind mit vielen Fragen und Anmerkungen "genervt". Diese Gründe sind aber keine Entschuldigung. Kinder dürfen nicht geschlagen werden! Frau Bales lehnt Gewalt ebenfalls ab: "Gewalt ist keine Lösung! Allerdings verstehe ich die Eltern in manchen Situationen ein wenig, das heißt aber nicht, dass ich es gut finde! Jedes Kind hat ein Recht, ohne Gewalt aufzuwachsen." "Eltern sollen sich mehr um ihre Kinder kümmern"

Viele Einrichtungen, wie der ASD, die Telefonseelsorge, die Polizei und die Schulen setzen sich dafür ein, dass Kinder und Jugendliche unversehrt aufwachsen können. Trotzdem wird es nicht möglich sein, eine Erziehung ohne Gewalt zu erreichen, denn dafür braucht jedes Kind eine optimale Voraussetzung. Diese ist leider nicht immer gegeben. Dazu ein Polizeibeamter: "Ich glaube nicht, dass es in Deutschland zu keiner Körperverletzung gegen Kinder kommen wird. Dafür sind wir Menschen zu unterschiedlich veranlagt. Aus einer Affekthandlung wird es immer wieder zu einem Schlagen kommen. Jedoch kann man dieses einschränken, wenn sich die Eltern mehr um ihre Kinder kümmern würden. Man sollte sich mal überlegen, ob Geld wirklich alles ist und ob wirklich beide Elternteile arbeiten müssen. Wenn dies der Fall ist, sollte man sich im Vorfeld überlegen ob, man überhaupt Kinder haben möchte." Dennoch besteht durch die Hilfe Hoffnung, dass in der Zukunft weniger Kinder und Jugendliche geschlagen werden. Yvonne Unkrig, Klasse 9b, Auguste-Victoria-Gymnasium Trier

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