"Ich bin zu dick"

"Jeden Tag ging ich direkt nach dem Essen auf die Toilette. Ich konnte nicht mehr, es war so schrecklich. Ich kam mir so dick vor und wusste keinen Ausweg mehr, es musste raus. Einfach raus. Damit kam ich mir besser vor und wusste, dass ich frei war, von dem was ich gegessen hatte. Ich empfand Essen als Abschaum, weil es einen nur dick machte und so wollte ich nicht sein. Ich wolle dünn sein, so wie alle anderen, bis es langsam lebensgefährlich wurde. Doch jetzt will ich, dass es einfach vorbei geht und nach langer Zeit, harter Arbeit und durch die Hilfe meiner Familie und meiner Freunde habe ich es geschafft, meine Krankheit zu überwinden." Anja ist 14. Sie ist groß und schlank, und niemand käme auf die Idee zu sagen, sie sei dick. Trotzdem möchte sie, wie alle Mädchen in der Klasse, abnehmen. Ihre Banknachbarin Judith wiegt nur noch 45 Kilo und auch Kathrin hat schon drei Kilo abgenommen. In den Pausen stehen die Mädchen beisammen und sprechen über ihre Diäten. Erst erzählte Anja lachend davon, wenn sie mal wieder ,,gesündigt" hatte, aber mit der Zeit fühlt sie sich immer mehr als Versagerin. ,,So ein Blödsinn",sagt ihre Mutter, wenn Anja mit ihr über ihre ,,Gewichtsprobleme" sprechen will. Ihren Vater, der von der Familie getrennt lebt, sieht Anja ohnehin nur selten. Als sie das erste Mal von der Methode des Erbrechens zur Gewichtskontrolle hört, findet sie das Berühmte Models häufig magersüchtig

eklig. Aber dann probiert sie es auch und wiegt am anderen Morgen wirklich ein Kilo weniger. Natürlich schämt sie sich, jedoch fällt ihr zugleich das Diäthalten immer schwerer, und da sie weiß, dass sie sich nach dem Essen ohnehin übergeben wird, isst sie immer häufiger, bis ihr der Magen weh tut. Kaum eine andere Krankheit ist in den vergangenen Jahren so häufig in der Presse erwähnt worden wie Magersucht. Immer wieder wird von "Berühmtheiten" wie Models oder Schauspielerinnen behauptet, sie seien magersüchtig. Die Krankheit Magersucht, auch Anorexie, kurz Ana, genannt, wurde 1873 beschrieben. Wörtlich übersetzt bedeutet Anorexie "Appetitverlust". An dieser Essstörung leiden mehr als 100 000 Mädchen und junge Frauen zwischen zwölf und 25 Jahren, der Anteil der betroffenen Männer liegt bei "nur" fünf Prozent. Manche orientieren sich an Models im Fernsehen und Zeitschriften. Bei der Magersucht halten die Betroffenen eine extrem strenge Diät oder essen gar nichts und magern extrem ab. Dabei werden die meisten von dem Wunsch oder der Furcht angetrieben, schlank zu werden oder fett zu sein, da sich diese Magersüchtigen selbst als zu dick und zu schwer einstufen. Diese Menschen fühlen sich nicht wohl in ihrem Körper, da sie, obwohl sie schon total abgemagert und dünn sind, sich noch "zu dick" vorkommen, und verstecken diese ungeliebte Figur deshalb, indem sie weite Kleidung tragen.Krankheit kann behandelt werden

Magersucht kann sich bei den Betroffenen aber auch anders auf den Körper auswirken, Haarausfall, trockene Haut, Hormonstörungen verursachen, und der Betroffene kann zudem noch einen niedrigen Puls und eine niedrige Körpertemperatur haben, er ist müde und ändert seine Essgewohnheiten: Magersüchtige vermeiden kalorienreiche Nahrung, sie kochen für andere, ohne dann selbst mitzuessen, und selbst kleine Mahlzeiten dauern ziemlich lange. Das kann sich so extrem entwickeln, dass die Betroffenen auf bis zu extrem lebensbedrohliche 55 Prozent ihres ursprünglichen Gewichtes abmagern. Diese Krankheit kann jedoch behandelt werden. Sie beinhaltet sowohl körperliche als auch seelische Störungen, wodurch die Behandlung der Betroffenen beide Gebiete gleichermaßen abdecken muss. Aus diesem Grund sollte nicht nur ein Arzt, sondern auch ein Psychologe befragt werden. Die Heilung ist ein langer Prozess, der sich über mehrere Monate oder auch Jahre erstrecken kann, weshalb es sehr wichtig ist, Unterstützung durch Familie und Freunde zu erhalten, denn das ist wohl mit das wichtigste Heilmittel, um die Krankheit Anorexie schnell überwinden zu können. Eleonora Blem, Klasse 9b, Auguste-Viktoria Gymnasium Trier

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