Mein Bruder

Wir alle wissen, wie es ist, Geschwister zu haben: Es gibt nette, liebenswürdige Brüder, die einem immer hilfreich zur Seite stehen. Oder ist das eher ein Märchen? Ich habe einen älteren Bruder, der jeden Morgen schlecht gelaunt aufsteht, den ganzen Tag über schlecht gelaunt bleibt und am Abend schlecht gelaunt einschläft.

Wenn man etwas fragt, ist die Reaktion meistens: "Na und?" oder ein deutliches "Lass mich in Ruhe!" Ein unaufgeräumtes Zimmer, doofe Freunde und ein riesengroßes Schild an der Tür mit der Aufschrift: "Betreten auf eigene Gefahr!" sind die Markenzeichen solcher Brüder. Grundsätzlich verhält er sich ziemlich eingebildet und pingelig: "Das ziehe ich nicht an!" und "So gehe ich nicht raus!" markieren oft den Anfang langer Diskussionen. Nervige morgendliche Badblockierungen sind keine Seltenheit, wobei sie lediglich der Verkleisterung der Haare dienen. Auch die Nahrungsaufnahme bietet amüsante Szenen, wenngleich sich diese durch ständige Wiederholung abnutzen. Einmal ist das Essen zu warm, dann wiederum zu kalt. Für "Bäh, das esse ich nicht!" gibt es überhaupt keine Begründung. Auch an Unterstützung lässt es mein lieber Bruder niemals fehlen, sollte ich solche etwa benötigen; Freundlichkeit ist seine allererste Tugend, die besonders hervortritt, wenn er meinen Freundinnen die Haustüre vor der Nase zuschlägt oder den Hörer auflegt, sobald jemand ein Gespräch mit mir wünscht. Und wenn mein Brüderchen der ganzen Menschheit mitteilt, wie sehr er die ganze Familie verabscheut, bin ich zutiefst gerührt. Ja, ich mag meinen Bruder! Ellen Clahsen, Klasse 8e, St.-Willibrord-Gymnasium, Bitburg

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