Ohne Schuhe in den Gebetsraum

TRIER/KONZ. Die Schüler/Innen des Pädagogik-Leistungskurses 12a vom Beruflichen Gymnasium für Gesundheit und Soziales in Trier besuchten mit ihrem Pädagogiklehrer Dr. Günther die Moschee in Konz. Der Besuch erfolgte aus aktuellem Anlass, da sich der Leistungskurs zuvor mit multi- und interkulturellem Lernen beschäftigt hatte.

Das Gespräch mit dem Hodscha/Imam Fikret Yaman (Vorbeter in der Moschee) fand in entspannter Atmosphäre statt. Für das leibliche Wohl wurde von den Mitgliedern der Konzer Moschee gesorgt. Der Hodscha bleibt für ein Jahr in Deutschland, um in der seit 1991 bestehenden Moschee berufliche Erfahrungen zu sammeln. Er kümmert sich um die religiöse Erziehung der rund 600 in Konz lebenden Muslime und versucht, deren Gruppenzugehörigkeit und die Beziehungen untereinander zu stärken. Die Gläubigen beten jeden Tag zu fünf feststehenden Gebetszeiten, die durch den Mondkalender bestimmt werden. Die Gebete werden durch den Hodscha ausgerufen. Freitags ist Gebettag, an denen besondere Gebete in der Gemeinschaft gesprochen werden, während montags bis sonntags der Ort zum Beten frei wählbar ist. Es gibt neben den täglichen und wöchentlichen Gebeten auch jährliche Gebete. Muslime feiern zwei religiöse Feste - das Ramadanfest (Zuckerfest) und das Schafsfest. Christen wie auch Muslime glauben an die Auferstehung nach dem Tode. Im Islam wird das Leben des Menschen als eine Pflanze angesehen, die im Winter eingeht und im Sommer wieder neu aufblüht. Tod und Geburt wurden von Allah erschaffen. Der Verzehr von unreinem Schweinefleisch ist im Islam verboten und gilt als Sünde. Nicht nur Verbote, sondern auch Verhaltensweisen werden im Koran beschrieben. Das Tragen eines Kopftuches wird als zwingende oder freiwillige Handlung von Frauen allerdings unterschiedlich interpretiert. Nach Meinung des Konzer Hodschas ist das Urteil gerechtfertigt, dass Lehrerinnen im Unterricht kein Kopftuch tragen dürfen. Er bezeichnet den Islam als einen sehr toleranten Glauben, den man als Frau auch ohne Kopftuch ausüben kann. Im Koran wird über die Stellung von Mann und Frau gesagt, dass beide gleichberechtigt sind. Der Mann wird allerdings im biologischen Sinne als stärker angesehen und hat die Aufgabe, sich um seine Familie zu kümmern. Die Frau dagegen wird als zärtliche und aufblühende "Rose" dargestellt. Das Vorurteil der Zwangsheirat von Muslimen trifft nicht generell zu, sondern ist eine Sitte im tiefsten Osten der Türkei und wird nicht im Koran beschrieben. Solche Verheiratungen finden aus wirtschaftlichen oder aus Bildungsgründen statt. In türkischen Medien werden Zwangsverheiratungen immer wieder thematisiert. Nicht nur die Situation in der Türkei, sondern auch die Situation der Muslime in Deutschland muss verbessert werden. Um eine weitere Integration zu erreichen, sollte die Bildung ausländischer Kinder an erster Stelle stehen. Das Erlernen der deutschen Sprache spielt dabei eine große Rolle, zumal der EU-Beitritt der Türkei zur Zeit ein aktuelles Thema ist. Der Hodscha befürwortet den Beitritt, der sich positiv auf die Wirtschaft und den Lebensstandard in der Türkei auswirken würde. Außerdem seien Türken, die in Deutschland leben, bereits in der EU. Durch den Beitritt würde das Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen gefördert werden. Um den Schülern zu verdeutlichen, wie sich der Gebetsakt in der Moschee vollzieht, folgten sie ihm - ohne Schuhe - in den Gebetsraum. Dort rief der Hodscha zum Gebet auf, wendete sich nach Mekka und führte die Gebetsrituale vor. Schülerinnen und Schüler des Pädagogik-Leistungskurses

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