Rot, gelb, grün - die Ampel wird nie dein Freund werden

Trier · Berufsschüler Alexander Schmidt aus Trier hat sich Gedanken zum ewig leidigen Thema Ampeln gemacht - hier seine Glosse.

Trier. Schon mal mit dem Auto quer durch die Stadt gefahren? Man wird wahnsinnig dabei. Die Ampel, an der man gerade steht, wird grün, und wenn man seinen Blick ein paar Dutzend Meter weiter schweifen lässt, sieht man die folgende Ampel gerade rot werden. In den Siebzigern gab es mal eine Idee der grünen Welle, offensichtlich hatte diese hier in Trier nicht sonderlich viel Erfolg.
Aus Sicht des Stadtkämmerers betrachtet hat das Ganze schon einen Sinn: durch anfahren und abbremsen werden Bremsen und Reifen verschlissen, der regelmäßige Austausch in den Werkstätten spült über die Gewerbesteuer Geld in die Stadtkasse. Dieselbe Argumentation liegt wohl auch dem bedauernswerten Zustand der Straßen zugrunde: auch der Verschleiß der Achsteile unterstützt auf dieselbe Art und Weise langfristig die Schuldentilgung.
Aber was ist mit den Anwohnern und Fußgängern, die ebenfalls die Straßen nutzen oder einfach dort wohnen? Vielleicht sind die auch Teil eines Plans: Der durch Dieselruß, Reifen- und Bremsabrieb entstehende Feinstaub wird eingeatmet, setzt sich in der Lunge fest, reichert sich an, und wird bei Erreichen einer gewissen Größe als fester Brocken wieder ausgehustet, vielleicht sollen so die Löcher in der Straße gestopft werden. Hinterher noch ne Walze zum Verfestigen drüber - fertig. Es soll ja tatsächlich Städte geben, die anders agieren. Deren Politiker denken auch langfristig, aber mit einem anderen Ansatz: Anderswo wird ein Großteil des Individualnahverkehrs per Fahrrad erledigt. Das ist eine etwas andere Betrachtung von Nachhaltigkeit, und zielt eher auf Umweltschutz, Ressourcenschonung und gesunde Verkehrsteilnehmer und Anwohner. Um die Eingangsfrage noch mal aufzugreifen: Schon mal mit dem Fahrrad quer durch die Stadt gefahren? Man wird wahnsinnig dabei - oder verletzt.
Radfahrer sind quasi Freiwild, und werden aktiv von Fußgängern und Autofahrern aufs Korn genommen; die passive Rolle übernehmen Politiker, Stadtplaner und sonstige Entscheidungsträger durch ignorantes Das-Fahrrad-als-Verkehrsmittel-Verleugnen. Naja, durch den Verkauf von Fahrradreifen und -bremsen lässt sich wohl auch keine leere Stadtkasse füllen. Nebenbei: In Kopenhagen gibt es eine "grüne Welle" für Radfahrer.
Alexander Schmidt, Klasse Tischler F1, BBS Gewerbe und Technik Trier

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