Wenn der Springer springt und sprintet

TRIER. Über den abwechslungsreichen Alltag eines Postboten. Egal bei welchem Wetter, der Zusteller kommt immer.

6 Uhr morgens: Arbeitsbeginn für 37 Zusteller und zehn andere Mitarbeiter der Hauptpost Trier. Es ist ein Donnerstag, wegen des hohen Sendungsaufkommens der arbeitsintensivste Wochentag, als Nils und ich die Zusteller Jupp (Franz Josef Krebs) und Vladi (Vladimir Brodt) begleiten. Bevor die beiden in ihre Zustellbezirke aufbrechen, ordnen sie erst einmal die für sie bereits vorsortierten Sendungen in die so genannte Gangfolge (also so, dass sie vor Ort zügig von Haus zu Haus gehen können). Unterschieden wird zwischen Briefen und "Langhölzern", dies ist der Insiderausdruck für Umschläge im A4-Format sowie für Zeitungen, Zeitschriften und Päckchen; letztere sind heute nicht dabei. Gegen 8.30 Uhr verstauen wir die etwa zehn Kisten im gelben Lieferwagen, und ab geht die Post. Vladimir ist ein Springer, das heißt, er vertritt verhinderte Stammzusteller. Bei ihm hat der Begriff jedoch noch eine zweite Bedeutung: Er erledigt seine Tour im Laufschritt, weil er Sport mag und dann natürlich auch früher fertig ist. Springer haben viel Abwechslung, müssen sich aber auch ein Vielfaches an Straßen und Namen merken. Ich begleite ihn auf seiner Tour durch Tarforst. Erste und schwierigste Station ist der Uniring, ein großes Studentenwohnheim, der Horror für jeden Briefträger, denn die Briefe sind oft unvollständig adressiert, und unter 300 Briefkästen den richtigen Adressaten zu finden, ist äußerst schwer. Dann geht durch Alt-Tarforst. Vladi drückt mir die Post für zunächst ein Haus in die Hand, später auch für mehrere Häuser, und ich werfe sie nach folgendem Prinzip ein: erst die Briefe, dann die Magazine und Zeitungen. Es gibt die unterschiedlichsten Briefkästen, schmale, breite, solche mit hinderlichen Borsten oder schweren Klappen, aber auch zustellerfreundliche mit großem Briefschlitz und viel Raum - besonders wichtig, wenn es viel Post gibt! Hilflos knie ich vor einem überfüllten Briefkasten, der schon mehrere Tage nicht mehr geleert worden ist, und bekomme die Post beim besten Willen nicht mehr hinein. Umso größer die Bewunderung, als Vladi innerhalb von 10 Sekunden alles sorgfältig verstaut, ohne etwas zu verknicken! Übung macht den Meister. Letzte Station ist die abgelegene Baltzstraße oberhalb der Avelsbacher Weindomäne, wo wir ungefähr zwei Dutzend Briefe verteilen, und auch den TV. Gegen 14 Uhr sind wir zurück an der Hauptpost. Doch die Arbeit ist noch nicht vorbei, denn auf unserer Tour konnten wir einige Briefe nicht zustellen. Manchmal haben wir halt an der angegebenen Adresse partout keinen entsprechenden Namen gefunden. Diese Sendungen werden dann erneut bearbeitet. Liegt ein Nachsendeantrag vor? Ein entsprechender Antrag kann bei Umzug gestellt werden und kostet 14 Euro bei einer Laufzeit von einem halben Jahr. Wenn dies der Fall ist, werden die Sendungen dem Empfänger nachgeschickt. Ist nichts bekannt, so geht die Post an den Absender zurück. Infopost ohne den Vermerk "Wenn unzustellbar zurück" wird vernichtet. Da es sich dabei meist um Werbung handelt, dürfte der Verlust für den Empfänger nicht allzu groß sein. Mein Eindruck von diesem Tag ist, dass bei der Deutschen Post alles bestens organisiert ist. 96 Prozent der Sendungen innerhalb von Deutschland erreichen den Empfänger am folgenden Tag, 99,9 Prozent innerhalb von drei Tagen. 0,1 Prozent landen im Weiher. Doch Kriminalität gibt es überall und darf die Leistung der meisten Postmitarbeiter nicht schmälern (mittlerweile sind beide Täter gefasst, siehe den TV vom 5. April). Als Fazit kann ich sagen, dass bei der Post alles "wie geschmiert" läuft, in Frankreich sagt man: "comme une lettre à la poste"! Christoph Buring, Klasse 9d, Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort