Zwischen Sofaplanet, Oase der Stille und einem mulmigen Gefühl

WITTLICH/VALLENDAR. Seit Jahren veranstaltet das Peter-Wust-Gymnasium Wittlich für die Elftklässler eine so genannte "Tage der Orientierung"-Fahrt nach Vallendar in der Nähe von Koblenz. Doch was genau ist das eigentlich?

Zwischen Tonnen von Gepäck warten 94 Schüler und vier Lehrer auf die Busse, die sie nach Vallendar zum Haus Wasserburg bringen sollen. Die Stimmung ist gemischt. Einige wollen lieber daheim bei ihren Liebsten bleiben und sind von dem Plan, drei Tage von zuhause wegzufahren, gar nicht beigeistert. Doch die meisten sind guter Laune und freuen sich darauf, die ganzen nächsten Tage mit ihren Freunden zu verbringen. Während der Busfahrt wird wild spekuliert, wie es dort wohl aussehen wird, wie die Betreuer sind und ob das Essen schmeckt. Klar haben wir uns bei den älteren Jahrgängen darüber informiert. Doch was uns dort erwarten wird, weiß zu diesem Zeitpunkt noch keiner. Als wir gegen 16 Uhr ankommen und neben einem großen, hellen Gebäude eine Kirche erblicken, wissen wir nicht so recht, was wir davon halten sollen. Was haben die nur mit uns vor? Doch dieser Gedanke verfliegt ganz schnell wieder, als wir unsere Betreuer kennen lernen. Zuerst teilen sie uns die Zimmer zu. Danach findet der Rundgang durch das dreistöckige Haus statt. Uns werden die verschiedenen Räume, wie die "Dunkelkammer", der "Raum der Stille", der "Sofaplanet" oder aber die "Oase" gezeigt. Beim Abendessen erwartet uns eine weitere positive Überraschung: Das Essen schmeckt richtig gut. Und was macht man nach dem Abendessen? Alkohol ist verboten, das ist klar. Doch den brauchen wir auch gar nicht, schließlich gibt es zahlreiche andere Möglichkeiten, um uns zu beschäftigen. Entweder nutzen wir den Kicker, die Tischtennisplatte oder aber den Billardtisch, oder wir toben uns im Schwimmbad aus. Die, die es lieber etwas ruhiger mögen, entspannen bei einer leckeren Tasse Tee, versammeln sich im "Sofaplaneten" oder relaxen im "Raum der Stille". Um 22 Uhr wird uns eine Abendmeditation angeboten, bei der wir in unsere Decken eingekuschelt in der Oase liegen und eine Fantasiereise antreten. Völlig entspannt und bereit für das Bett verziehen wir uns um 23 Uhr auf unsere Zimmer, Nachtruhe ist angesagt. Der nächste Morgen, 7.45 Uhr: Aus den Lautsprechern der Flure erklingen die Töne bekannter Songs, das Zeichen für uns, aufzustehen. Nachdem wir uns gestärkt haben, beginnt unsere erste Kurszeit. Es gibt vier verschiedene Themen, zwischen denen wir uns entscheiden können. "Leben ist mehr", "Theaterworkshop", "Von Suche, Sucht und Sinn" und "Beziehungsweisen". Ich habe mich für Letzteres entschieden. Je zwei Betreuer leiten die Gruppe. Zum Einstieg werden "Wach-werde-Spiele" gespielt. Hier bekommen wir die Chance, die anderen, die neu auf unsere Schule gekommen sind, näher kennen zu lernen. Gegen 12.30 Uhr gibt es dann Mittagessen. Wir tauschen uns mit unseren Freunden aus, die einen der anderen Kurse gewählt haben. Auch sie sind begeistert. Bis 16 Uhr, wenn unsere nächste Kurszeit beginnt, haben wir Freizeit. Ein paar von Nutzen das gute Wetter, um durch den schönen Wald, der direkt an der Wasserburg liegt, joggen zu gehen. Von 16 bis 18 Uhr ist die letzte Kurszeit für den Tag angesagt. Wir sind zwar dazu verpflichtet, an einem dieser Kurse teilzunehmen, jedoch empfindet es niemand von uns so. Wir diskutieren über solche Fragen wie "Inwieweit bestimme ich selbst mein Leben oder wird über mich bestimmt?", Was braucht es für eine gute Freundschaft?" Es ist interessant, die Meinung der anderen zu hören und Erfahrungen auszutauschen. Es ist uns die Gelegenheit gegeben, ohne Alltags- und Schulstress mit anderen zusammen zu sein, einander kennen zu lernen, über Gott und die Welt nachzudenken. Diese Chance haben die meisten von uns auch mit Begeisterung genutzt. Als wir am dritten Tag schließlich wieder abreisen, habe ich ein komisches Gefühl. Meiner Meinung nach sind die drei Tage viel zu schnell vorübergegangen. Aber ich bin dankbar dafür, diese schöne Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Bei der Abfahrt stehen alle Betreuer am Straßenrand und winken uns mit Taschentüchern hinterher. Sie sind wirklich eine nette Truppe gewesen. Meine beste Freundin und ich sind so begeistert von der Wasserburg gewesen, dass wir, mit drei Jungs unserer Stufe, zum so genannten "Comebackwochenende" wieder dort hinfuhren und viele neue Leute aus verschiedenen Städten, wie Köln oder Aachen, kennen lernten. Fazit: Die Tradition des Peter-Wust-Gymnasiums Wittlich, mit den Schülern der 11. Stufe eine Fahrt nach Vallendar zu machen, sollte auch weiterhin erhalten bleiben, da es eine gute Gelegenheit für diejenigen ist, die neu auf die Schule gekommen sind, die anderen Jugendlichen kennen zu lernen und sich in die Gruppe einzufinden. Miriam Vinzens, Peter-Wust-Gymnasium Wittlich, Klasse 11

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort