Die Welt auf dem Weg zum Heiligen Rock

Trier · Mit Tausenden Pilgern und Besuchern aus dem In- und Ausland ist das erste Wochenende der Heilig-Rock-Wallfahrt friedlich und sehr geordnet verlaufen. Zu den Höhepunkten gehört der Gottesdienst mit mehr als 1600 Gläubigen aus Deutschland und Luxemburg im Palastgarten.

Trier. Während der vierwöchigen Wallfahrt werden viele Gruppen und Gläubige aus dem Ausland nach Trier kommen, um den Heiligen Rock zu sehen. Das Großherzogtum Luxemburg macht den Anfang: Der Samstag steht im Zeichen der Nachbarn aus dem Ländchen und beschert der Wallfahrt mit einem internationalen und bewegenden Gottesdienst bei schönem Wetter im Palastgarten den ersten Höhepunkt nach der feierlichen Eröffnung im Trier er Dom.
Alle Bänke sind besetzt, als die Messe unter freiem Himmel am Samstagvormittag im Palastgarten beginnt. Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker, seit 2003 auch Ehrenbürger der Stadt Trier, sitzt zusammen mit Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen und dessen Gemahlin Malu Dreyer inmitten der Gläubigen, die einen bewegenden Gottesdienst erleben. Hinter der Luxemburger Fahne und dem Kreuz zieht eine große Schar an Messdienern und Priestern aus der Erzdiözese zum Altar, gefolgt vom Trierer Bischof Stephan Ackermann und dem luxemburgischen Erzbischof Jean-Claude Hollerich.
Predigt in drei Sprachen


Erzbischof Hollerich hält seine Predigt in luxemburgischer, französischer und englischer Sprache. Es sei ein großer Tag für die Kirche in Luxemburg, denn man pilgere zu Christus: Der Heilige Rock sei ein Zeichen für seine Präsenz. Dieser Tag biete eine herrliche Gelegenheit, um ein bisschen mehr Kirche zu sein, "und ich bedanke mich bei der Kirche von Trier, uns diese Gelegenheit zu geben", sagt der im Oktober 2011 zum Erzbischof von Luxemburg geweihte Hollerich. Ein 70-köpfiger Chor aus den verschiedenen in Luxemburg vertretenen Nationalitäten gestaltet die Feier. Auch die liturgischen Texte werden in verschiedenen Sprachen vorgetragen. Zum Abschluss erklingt das Lied "O Mamm léif Mamm" als Symbol für die in zwei Wochen beginnende nationale Marienwallfahrt, die auch grenzüberschreitend ihre Kreise ins Bistum Trier zieht.
"Ich bin begeistert von dieser Atmosphäre des Glaubens und der Gastfreundschaft", sagt Jean-Marie Großjean, der mit seiner Frau und zwei kleinen Töchtern aus Luxemburg gekommen ist. "Das ist lebendige Kirche." Ein schöner Kommentar, der auch zu einem weiteren Höhepunkt des Eröffnungswochenendes passt: die Eröffnung der Jugendkirche St. Paulus.
Grüne, gelbe und violette Sitzsäcke scheinen auf den ersten Blick absolut nicht zum gewohnten Inneren eines Gotteshauses zu passen. Sogar eine Couch steht mit dabei. Eine Lichtinstallation taucht den Altarraum in wechselnde Farben. Die Kirche der Jugend St. Paulus lädt Jugendliche und junge Erwachsene ein zu Begegnungen und Diskussionen, Ausstellungen und Konzerten oder einfach zum Ausruhen.
Zehn Jugendgruppen aus dem Bistum Trier haben sich in einem Kunstprojekt mit verschiedenen Themen auseinandergesetzt und sie mit Schaufensterpuppen dargestellt. Ein silbrig-glänzendes Abendkleid trägt die eine, statt eines Kopfs hat sie eine Weltkugel mit Dollarzeichen.
Menschen in Armut


"Es geht um die Menschen, die in Armut leben", erklärt die 12-jährige Alexandra aus Gutweiler bei Trier. Zusammen mit ihrer Gruppe, der Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG), Stadtgruppe Trier, hat sie rund einen Monat an der Installation zum Thema "Wirklich eine Welt?" gearbeitet. "Die reiche Frau hat keine Hände, weil sie die nicht zum Arbeiten braucht, obwohl es überall auf der Welt arme Menschen gibt", erklärt Alexandra weiter.
Zusammen mit Weihbischof Jörg Michael Peters eröffnen die Jugendlichen ihre Kirche mit einem Gottesdienst. "Es ist ein toller Ort mit einem sehr guten Angebot", sagt Peters. Sein Fazit: Der Glaube sei eben alles andere als out.

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