Heilig-Rock-Kolumne: Ich bin Bernd das Brot
Heute fühle ich mich wie Bernd das Brot. Sie wissen schon. Dieses depressive Kastenbrot mit den viel zu kurzen Armen. Bernd das Brot mit dem irren Blick, dem grummeligen Gesichtsausdruck und der getragenen Stimme. "Trier rockt" ist die Kolumne von Volksfreund-Redakteurin Katharina Hammermann, die sich ihre ganz eigenen Gedanken zur Wallfahrt macht.
Sonst bin ich nachts im Kinderkanal und denke Bernd, Bernd, alles wird gut! Dabei wird alles nur immer schlimmer. Und jetzt bin ich in Trier. Und frage mich: Warum muss ich täglich etwas Lustiges über den Heiligen Rock schreiben? Ich habe viel zu kurze Arme. Ich bin ein Brot. Ich bin nicht lustig. Der Heilige Rock ist nicht lustig. Und die Leute, die den Heiligen Rock mögen, die finden das auch nicht lustig. Auch dann nicht, wenn man etwas Lustiges über den Heiligen Rock schreibt.
Am besten schreibt man gar nichts. Wallfahrten wurden ja auch nicht zum drüber Schreiben erfunden. Die wurden erfunden, um wallzufahrten. Ich will wallfahrten. Ich bin kastenförmig. Ich will nicht lustig sein.
Da will ich lieber im Abendlob sitzen und singen. Ganz hinten. Sie wissen schon. Wegen der kurzen Arme. Oder am Marktkreuz. Pilger gucken. Einfach so. Wie ein Brot halt Pilger guckt. Ohne was drüber zu schreiben. Einfach krümeln. Oder ich gehe in die Kika- äh die Kirchenlounge chillen. Am Paulusplatz. In der Chillout-Kirche. Und starre da die Wand an. Hauptsache, ich muss nix Lustiges mehr über den Heiligen Rock schreiben. Das ist nix für ein Brot. Da lasse ich mich lieber toasten. Gute Nacht. Hören Sie auf zu lesen. Sofort.
Erfahrene Kolumnisten sagen: Wer täglich eine Kolumne über eine seltene katholische Reliquie schreiben muss, wird spätestens nach zwei Wochen depressiv. Ab Woche drei geht es wieder bergauf.
In ihrer Kolumne "Trier rockt" macht sich unsere Redakteurin Katharina Hammermann so ihre Gedanken zur Heilig-Rock-Wallfahrt. Mehr zur Wallfahrt finden Sie auch im Internet unter der Adresse www.volksfreund.de/heiligrock
