Nur ein Kaffee-Plausch oder Zeichen der Annäherung?

Trier · Premiere: Das hat es so in Deutschland noch nicht gegeben. Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat am Donnerstagabend das schwul-lesbische Zentrum (Schmit-Z) in Trier besucht. Die Vereinsmitglieder waren positiv überrascht, für den Bischof war das selbstverständlich.

 Zum ersten Mal an einem Tisch: Alex Rollinger (links) im Gespräch mit Bischof Stephan Ackermann (rechts). TV-Foto: Mandy Radics

Zum ersten Mal an einem Tisch: Alex Rollinger (links) im Gespräch mit Bischof Stephan Ackermann (rechts). TV-Foto: Mandy Radics

Trier. Kurz vor 17 Uhr klingelt am Donnerstagnachmittag das Telefon. Überrascht erklärt Alex Rollinger, Vorsitzender des schwul-lesbischen Vereins Schmit-Z: "Der Bischof kommt uns um 18 Uhr besuchen, wir haben es gerade erst erfahren." Das ist eine kurzfristige Zusage, zumal der Tagesablauf des Bischofs sonst bei der Wallfahrt komplett durchgeplant ist. Da bleibt gerade noch Zeit, die Kamera zu schnappen und schnurstracks zum Schmitz-Café in der Trierer Mustorstraße zu fahren.
Tatsächlich, Bischof Stephan Ackermann kommt Punkt 18 Uhr als Pilger - wie er selbst betont - in das schwul-lesbische Zentrum, schüttelt Hände, setzt sich samt Pressesprecherin und Kaplan mit den Vereinsmitgliedern an den Tisch. "Das fühlt sich für mich nicht besonders schwierig an. Es gab wohl eine gewisse Überraschung, dass ich die Einladung angenommen habe. Aber das war mir wichtig", erklärt der Bischof.
Dass es einigen Besuchern nicht leicht gefallen ist, sich mit dem Vertreter der Kirche an den Tisch zu setzen, sieht man ihnen an. Denn die Kirche bereitet so manchem im Berufsalltag oft Probleme, aufgrund derer viele gar aus der Kirche ausgetreten sind. Trotzdem verläuft das Gespräch respektvoll. "Es hat sich gezeigt, dass ich doch nicht einfach nur einen Kaffee trinken konnte, sondern wir ein ernstes Gespräch geführt haben. So ein schwieriges Gespräch hatte ich nicht erwartet", sagt Ackermann erstaunt. Es geht um das Thema Diskriminierung, vor allem am Arbeitsplatz. Rollinger: "Es ist traurig, dass manche von uns ihre Homosexualität verbergen müssen, damit sie ihren Job behalten." Er weist damit auf die Kirche als Hauptarbeitgeber vor allem im sozialen Bereich hin.
Tiefgreifende Antworten auf die Fragen, deren Antworten wohl gegen die Kirchenlehre sprechen würden, gibt der Bischof nicht, doch er gibt zu: "Da gibt es Dinge, die mich nachdenklich machen. Wir wissen, dass das Verhältnis zwischen schwul-lesbischen Menschen und Kirche nicht spannungsfrei ist."
Nach einer Stunde anregenden Gesprächs gehen beide Parteien mit positiven Gefühlen in den Abend, das bestätigt zumindest die kleine Gruppe Homosexueller, die sich so spontan im Café einfinden konnte. Miriam Ehlen, Vorstandsmitglied im Schmit-Z-Verein: "Ich war erfreut, dass er hier war, und habe gemerkt, dass ihn das Gespräch nachdenklich gestimmt hat. Ich hoffe, er nimmt gute Ansätze mit und versucht, etwas zu verändern."

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