Wäre nur für immer Wallfahrt!

Nur noch ein paar Tage! Nur noch ein Häuflein Kolumnen. Und dann wird der schönste Heilige Rock der Welt wieder eingemottet.

Und ich hab doch noch so viel zu schreiben. Weil ich am Samstag verschlafen habe und nicht beim Webstuhl war, weiß ich immer noch nicht, wie man nahtlos webt (sorry!). Marie-Luise Wendhut aus Traben-Trarbach sagt, das geschehe an einem dönerspießähnlichen Rundwebstuhl mit Kurbel. Das muss ich klären! Beim Papst hab ich auch noch nicht angerufen! Ich will auch nicht. Anita Adams aus der Vulkaneifel versteht eh nicht, warum ich will, dass er kommt. Sie fürchtet, dass das "Urbi et Orbi"-Gedränge den Trierern echten Grund zur Klage gäbe. Auch wollte ich der Frage nachgehen, wie sich Herrenwäsche im Laufe der Zeit gewandelt hat, und Wallfahrtskritikern nebenbei erklären, dass es Trier viel schlimmer hätte treffen können. Denn dem Autor des Lexikons der kuriosesten Reliquien zufolge behaupteten 13 europäische Kirchen bis Anfang des 20. Jahrhunderts, die Vorhaut Christi zu besitzen. Was ja total unlogisch ist. Nicht nur, weil kein Heilsbringer 13, ich schweige lieber … Sondern vor allem, weil: Jesus ist doch auferstanden! Und so was lässt man doch nicht zurück! Andere Kirchen behaupten, Muttermilch Mariens aufzubewahren. Ohne Witz! Stand im Volksfreund. Da ist so ein Rock doch was Feines. Dann wollte ich die vielen Chinesen, die mit Fotoapparat beim Rock auftauchen, mal fragen, ob sie überhaupt echte Pilger sind. Oder nur opportunistische Kommunisten, die ihre Karl-Marx-Wallfahrt dazu nutzen, im Dom die Rituale der Eingeborenen zu studieren. Weil ich so schlecht chinesisch kann, wollte ich mir Büsten basteln: von Marx (mit Bart) und Jesus (im Rock). Und weil ich so schlecht basteln kann, wurde das nix. Und dann wollte ich mich dem Moment widmen, in dem ein Gelegenheitspilger nach langem Anstehen im Angesicht des Rocks plötzlich feststellt, dass er keine Ahnung hat, was man im Angesicht eines Rocks eigentlich macht. Und sich dann dazu entschließt, zu schwitzen, hilflos zu gucken und ins Freie zu flüchten. Und so. Hachja. Wäre nur für immer Wallfahrt! In "Trier rockt" macht sich unsere Redakteurin Gedanken über die Heilig-Rock-Wallfahrt.

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