Wie sich Krimiautor Ralf Kramp in die Eifel verliebt hat

Wer dem Puls der "Mordslandschaft" Eifel nachspüren will, ist in Hillesheim richtig. Dort, wo im Kriminalhaus das deutsche Krimiarchiv und das Café Sherlock mit Krimi-Requisiten zu Hause sind, sitzt auch die Krimischmiede, die Berndorf unter Vertrag hat.

 Mehrt als Autor und Verleger den Ruf deutscher Mord(s)landschaften: Ralf Kramp in seinem Kriminalhaus in Hillesheim. TV-Foto: Anke Emmerling

Mehrt als Autor und Verleger den Ruf deutscher Mord(s)landschaften: Ralf Kramp in seinem Kriminalhaus in Hillesheim. TV-Foto: Anke Emmerling

Es ist der KBV-Verlag, geführt von Ralf Kramp, der selbst als Autor erfolgreich ist.
Hier können Besucher eintauchen in die Welt spannender Kriminalfälle, legendärer Ermittler und das Reich der Fantasie, im Café Sherlock in Hillesheim verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität.
Der Kaffee wird an Tischen serviert, unter deren Glasplatten Miss Marples Fahrkarte für den Zug 16.50 Uhr ab Paddington, der originale Hercule-Poirot-Filmschnurrbart oder aber Tabakpfeifen und Presseausweis von Siggi Baumeister, dem Helden aus Jacques Berndorfs Eifelkrimis, liegen.
Einen besseren Ort, um über die Geschichte seines im Krimigenre profilierten Verlages zu sprechen, hätte Ralf Kramp nicht wählen können, begann sie doch mit Krimi-Fiktion und der Freundschaft zu Siggi Baumeisters Schöpfer: "Berndorf alias Michael Preute war schuld, dass ich mein erstes Buch überhaupt fertig geschrieben habe" erzählt er.
Von ihm ermutigt, reichte er das Manuskript auch ein. Das Klein Blechinger Verlagshaus (KBV) nahm es 1993 sofort an und brachte "Tief unterm Laub" 1995 auf den Markt.
Meistverkaufter Autor



Im Folgejahr, als Berndorf auf dem Eifel-Literaturfestival mit dem Eifel-Literaturpreis für sein Gesamtwerk ausgezeichnet wurde, erhielt Kramp ebendort den Newcomer-Preis. "Das war ein Motor", meint er rückblickend. Er lieferte ab da jedes Jahr einen neuen Kriminalroman ab.
"Klar strebt man als Autor danach, in großen Publikumsverlagen zu veröffentlichen, aber da besteht die Gefahr, dass man unter ‚ferner Liefen\' mitgeschleppt oder verramscht wird."
Nicht zuletzt deswegen blieb er dem relativ kleinen KBV treu, und das zahlte sich aus. Er wurde dessen meistverkaufter Autor und als solcher schließlich gefragt, ob er den Verlag nicht übernehmen wolle. "Ich bin ein Zauderer; bevor ich mich zum Risiko entschließe, muss schon was passieren", sagt Kramp.
Es passierte einiges, er lernte seine Ehefrau Monika, Buchhändlerin, heute auch erste Kritikerin und Mitbetreiberin des seit 2007 bestehenden Kriminalhauses kennen, kam in die Eifel und ging das Wagnis ein. Das war vor rund zehn Jahren. Seither hat sich der Verlag vom Ein-Mann-Betrieb zu einem mit fünf fest angestellten und zwei freiberuflichen Mitarbeitern entwickelt. Das Ursprungssortiment aus zufällig über Regionen verstreuten Krimi-Titeln gewann an Kontur, nicht zuletzt durch zahlreiche Eifel-Autoren und -Titel. Mengenmäßig habe man Grafit, den langjährigen Hausverlag Berndorfs, überflügelt.
"Ein Quantensprung war für uns Berndorfs Wechsel von Grafit zu KBV, wenn auch Stückzahlen von 95 000 im Monat zunächst einen logistischen Klimmzug bedeuten", betont Kramp und freut sich über neue Perspektiven.
Fischer-Verlag mit Sonderedition



Der Fischer-Verlag hat eine Lizenz über sechs Berndorf-Titel für eine Sonderedition zu dessen 75. Geburtstag und gleichzeitig die Rechte an Kramps aktuellem und nächstem Roman erworben. "Ich bin gespannt, wie sich das auswirkt." Klar sei jedoch schon jetzt, dass man unter den neuen Rahmenbedingungen mehr Spielraum habe, gute Autoren zu fördern und zu halten.
Wer weiß, welche Requisiten dadurch eines Tages im Café des Kriminalhauses landen werden? Möglicherweise auch welche von Kramp selbst?
Darauf deutet zumindest eine Aussage seines neunjährigen Sohnes hin, als diesem das Ausmaß der väterlichen Leidenschaft dämmerte: "Papa, du bist Krimi." Anke Emmerling

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort