Metal-Helden und ein Geheimtipp aus England

Samstag, Teil 2: TV-Reporter Andreas Feichtner berichtet im TV-Tagebuch über das verrückte Wochenende bei Rock am Ring in der Eifel.

Gibt es eine britischere Band als Kaiser Chiefs? Kaum. Die Jungs aus Leeds vereinen so viele britische Eigenarten, dass in der Summe die Spex-Versteher und Indie-Noblesse nur noch mit "geht gaaar nicht!!!" abwinken. Viele "na-na-na-na-naaa"-Hintergrundgesänge, keine Stil-Etikette, einfache Parolen. Dazu Sänger Ricky Wilson: rotwangig, mit britischem Humor. Den man sich so gut in einem spanischen Gary-Lineker-Pub beim eimerweise Biervernichten vorstellen kann.

So werden die Kaiser Chiefs gern als Indie-Kirmesmusik abgewatscht. Was nicht nur Unsinn ist, sondern auch unverschämt. Denn Wilson & Co. sind verdammt gute Unterhalter. So sprintet Wilson immer wieder vom einen zum anderen Ende der großen Hauptbühne. Dazu lässt er die Leute "We are the angry mob" mitsingen (in etwa: wir sind die wütende Meute). Das Lied, in dem es eigentlich darum geht, wie leicht man manipuliert werden kann, folgt gleich auf "I predict a riot". Diese Hymne kann man immer noch oft am Wochenende in englischen Großstädten hören - gesungen von besoffenen Jungs, die zwar nicht wirklich Rebellen sind. Spielt aber keine Rolle. Für die Kaiser Chiefs gibt es von mir jedenfalls fast volle Punktzahl. Für die Stimmung und den vollen Einsatz - den hätte ich in dieser Saison gern mal öfter von meinem Fußballteam gesehen.

Danach sind gleich Mando Diao dran. Die Schweden hatten schon immer ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein, manchmal sind sie aber auch ganz bescheiden. So nutzen sie nur etwa ein Sechstel der gesamten Bühne. Näher beieinander stehen, heißt das Motto. Dabei ist der Auftakt nicht so fulminant wie sonst oft. Die Show steigert sich aber - und die letzten 20 Minuten sind dann so, wie man die Band kennt: mitreißend, wild und trotz der vielen Pop/Rock-Zitate frisch.

Die Beatsteaks habe ich mir geschenkt: Die Band ist live richtig gut. Kam auch bestens an ("rockten wie Sau"), bestätigte ein Kollege. Ich habe mir dafür eine Band angeschaut, die in ein, zwei Jahren auf einer größeren Bühne spielen dürfte als in der kleinen Bühne im Coca-Cola-Zelt (das Zelt ist für 5000 Leute ausgelegt, aber wegen der Beatsteaks- und Metal-Konkurrenz am Samstagabend nur halbvoll). The Pigeon Detectives räumten ab - eine neue englische Indie-Band mit wildem Sänger und jeder Menge eingängiger Stücke. Danach gibt es auf der Hauptbühne Smashing Pumpkins - die Band um Sänger Billy Corgan hatte es aber nicht ganz leicht, nach einer Stimmungsband wie Beatsteaks ranzumüssen. Die Stimmung kühlte bei vielen Zuschauern merklich ab. Vielleicht, weil SP keine typische Stadion-Band sind.

Natürlich sollen hier nicht die Metal-Bands unter den Tisch fallen. Die Kommentare der Kollegen in Kürze: Top-Noten für Killswitch Engage und Machine Head. Slayer hätten zudem ordentlich gerockt. Alles in allem: ein guter Ring-Samstag, auch wenn ein ganz großer Headliner gefehlt hat.

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