Sozialdemokraten im Sinkflug

Satte 13,9 Prozent hat die SPD seit der letzten Bundestagswahl auf Stadtebene verloren. Mit nur 22,7 Prozent ging der einstige Bundestagswahl-Spitzenplatz an die CDU, mit 33,2 Prozent stärkste Kraft in Trier.

Trier. Auf Bundesebene das schlechteste Ergebnis aller Zeiten und auf Stadtebene 13,9 Prozent weniger als 2005: Schlechter konnte die Bundestagswahl für die Trierer Sozialdemokraten kaum laufen. "Ich war sehr deprimiert", gibt Sven Teuber, Chef der SPD-Stadtratsfraktion, zu. "Viele unserer Stammwähler sind nicht zur Wahl gegangen, weil sie mit der SPD-Bundespolitik unzufrieden sind", erklärt er den Einbruch in Trier. "Aber mit unserer Kommunalpolitik hier hat das nichts zu tun!" Dass die Bundestagswahl auf Stadtebene eine Mehrheit für Schwarz-Gelb ergeben hat, sei auch kein Zeichen dafür, dass die Trierer das neue Ampel-Bündnis im Stadtrat nicht wollten. "Die Wähler differenzieren ganz genau zwischen Kommunal- und Bundestagswahl", ist Teuber überzeugt. Für Bertrand Adams, Fraktionschef der CDU, hatten die Personalquerelen in der SPD-Fraktion und die Uneinigkeit im Ampel-Bündnis über die Dezernenten-Nominierung dagegen durchaus Auswirkungen: "Das Wahlergebnis spricht Bände bezüglich der Trierer SPD", ist Adams überzeugt.

Thomas Egger, Fraktionsvorsitzender der FDP, führt das schlechte SPD-Ergebnis dagegen außer auf den Bundestrend auf die Nürburgring-Pleite der Landesregierung und die erstarkte Linke zurück. "Und außerdem: Wäre ein Ampel-Bündnis im Stadtrat von den Trierern nicht gewollt, hätte die FDP sich wohl nicht so stark verbessern können." Tatsächlich haben die Freidemokraten in Trier ihre Erststimmen von 4,4 auf 8,5 Prozent und die Zweitstimmen von 10,7 auf 14,7 Prozent hochgefahren. In allen 19 Stadtteilen ist das Zweitstimmenergebnis zweistellig, mit 19 Prozent holte die FDP in ihrer Hochburg Filsch - FDP-Stadtrat Karl-Josef Gilles ist dort Ortsvorsteher - ihr bestes Ergebnis. Im benachbarten Irsch fuhr die SPD mit 20 Prozent ihr schlechtestes, in Ehrang-Quint mit 28,2 Prozent ihr bestes Ergebnis ein. In keinem Stadtteil erreichten die Sozialdemokraten die 30-Prozent-Marke, einstige Messgröße für die Bezeichnung "Volkspartei". In Irsch punkten konnte dagegen die CDU, die dort - im Heimatstadtteil des CDU-Beigeordneten Holkenbrink - mit 39,5 Prozent ihre Bestmarke setzte. Nur in Trier-Süd (24,8) und in West (25,1) blieb die CDU hinter der SPD (25,8/28,0 Prozent) zurück. In Trier-Mitte liegen die Grünen - die auf Stadtebene insgesamt um 3,5 Prozent besser abschnitten als bei der Bundestagswahl 2005 - mit 21,4 Prozent vor der SPD (20,5 Prozent). Bemerkenswert auch die Linken: In Trier-West holten sie 14,7 Prozent der Zweitstimmen, insgesamt verbesserten sie sich von 5,7 (2005) auf 9,4 Prozent. Unter den "kleinen" Parteien ist lediglich die NPD nicht stärker geworden: Entschieden sich 2005 noch 550 Trierer für sie, waren es am Sonntag noch 420 - verteilt auf alle Stadtteile mit Ergebnissen zwischen 0,3 Prozent in Olewig, Mitte und Tarforst bis 1,7 Prozent in Trier-West.

Die Trierer Linke Kathrin Werner hat es in den Bundestag geschafft: Seite 11

Meinung

Good bye, Volkspartei

Dunkle Zeiten auch in Trier für die SPD: Konnten sich die Sozialdemokraten bei der Kommunalwahl noch vom Allzeittief 21,9 auf 26,9 Prozent verbessern, folgte am Sonntag der Tiefschlag - auch, wenn der Bundestrend nicht ohne Weiteres auf die kommunale Ebene umgemünzt werden darf. Die CDU feiert sich zurecht als Sieger: Kaster holt das Direktmandat, in 17 von 19 Stadtteilen liegt man vor der SPD, das Wahl-Ergebnis wurde gegen den Bundestrend um 0,7 Prozent verbessert. Ein falsches Licht darf das allerdings auf die Trierer CDU nicht werfen: Vor zwei Jahren musste der Oberbürgermeister-Posten - seit Kriegsende in CDU-Hand - abgegeben werden. Im Stadtrat ging bei der Kommunalwahl im Juni die Mehrheit verloren. Und mindestens einen, wahrscheinlich zwei Dezernentenposten wird die CDU bei den Neuwahlen im Herbst abtreten müssen. c.wolff@volksfreund.de

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