Nichts ist entschieden

Monatelang schien eine schwarz-gelbe Mehrheit im Land so sicher zu sein wie das Amen in der Kirche. Doch die neuesten Umfragen lassen SPD, Grüne und Linke frohlocken. Der Abstand zwischen dem rechten und linken Lager ist denkbar knapp geworden. So verspricht das Rennen doch noch knisternde Spannung.

Im Jahr 2002 vermochte das kategorische "Nein" von Gerhard Schröder zum Irak-Krieg den Trend kurzerhand umzukehren. Jetzt droht ein Bombardement in Afghanistan so manche Wahlkampf-Planung zu verhageln. Wiederholt sich Geschichte? CDU-Verteidigungsminister Jung macht in der Sache jedenfalls keine gute Figur. Und weil die Linke als einzige Partei schon immer dagegen war, spielt ihr der tragische Vorgang am Hindukusch am meisten in die Hände. Hinzu kommt der aus Unionssicht ziemlich verpatzte Wahlsonntag vor zwei Wochen. Die Folgen sind für die CDU bis heute schmerzlich zu spüren. Zumal ein gescheiterter Ministerpräsident Dieter Althaus offenbar immer noch nicht begriffen hat, dass Schluss ist.

Stoff genug also, um die Nervosität der Wahlkampfstrategen zu steigern. Sie wissen schließlich am besten, dass sich immer mehr Bürger immer später festlegen, ob und wen sie wählen. So gesehen kann schon ein falsches Politiker-Wort für ungeahnte Überraschungen am 27. September sorgen. Entscheidend bleibt, welches Lager seine Anhänger am stärksten zu mobilisieren vermag.

Hier sollte Angela Merkel gewarnt sein. Wer im Schlafwagen an die Macht will, der darf sich am Ende nicht wundern, wenn die eigenen Truppen den Weckruf verpassen. Die Bundestagswahl ist noch längst nicht entschieden.

nachrichten.red@volksfreund.de

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