"Wir saßen betend zwischen den Kartoffeln"

Meine Oma Agnes Schoden wohnte in Schwirzheim bei Prüm. Als der Krieg endete, war sie 20 Jahre alt.

Von den Erlebnissen der letzten Kriegstage erzählte sie: "Am Sonntag, dem 5. März, kamen die Amerikaner nach Schwirzheim. Den ganzen Samstag wurde noch heftig geschossen, Gran atenangriffe waren von weitem zu hören. Ein Mädchen aus dem Dorf starb an diesem letzten Tag des Krieges, weil es zu nah am Fenster saß und eine Granate einschlug. Daraufhin beschlossen wir, in den Keller zu gehen. Dort saßen wir betend zwischen den Kartoffeln.
Am Sonntagnachmittag riefen unsere Nachbarn durch einen Spalt: "Kommt raus, der Ami ist da." Wir gingen raus und sahen einen Amerikaner mit seinem Gewehr auf uns zukommen. "Alle sollen in der Kirche zusammenkommen", befahl er uns. Eine Dorfhälfte war in der Kirche versammelt. Weil das Dach der Kirche kaputt war, machte die Kälte uns sehr zu schaffen. Ein bis zwei Stunden warteten wir, bis ein Amerikaner auf eine Bank stieg und sagte: "Geht jetzt nach Hause. Entweder gemeinsam in ein Zimmer oder in den Keller." So gingen wir zurück und stiegen wieder in unseren Keller. Wir waren im Keller, die Amis wohnten in unserem Haus. Bei uns waren die Amis zwei bis drei Wochen im Dorf. Sie sind dann weitergezogen, um weitere Orte einzunehmen. Mit dem Abzug der Amis begannen wir, die kaputten Häuser aufzubauen. Die Dächer wurden vielfach mit Zeltplanen, die die Amis liegen gelassen hatten, repariert. Unser Dach wurde mit Stroh geflickt. Es wurden auch vielfach aus den Zeltplanen Regenmäntel oder andere Kleidungsstücke gefertigt. Man war halt über alles froh, was man fand. Es gab ja sonst nichts."
Roland Schmitz, Hillesheim

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