Asyl: Was bedeutet das?

Trier · Wenn von Flüchtlingen die Rede ist, dann fallen oft Begriffe wie Asyl, Asylbewerber, Dublin oder Flüchtling. Es gibt auch Wörter wie Asylant oder Asylmissbrauch, die sich gegen Flüchtlinge richten. Wir erklären sie euch.


Asyl: Das Wort kommt aus dem Griechischen und bedeutet etwa so viel wie "Schutz" oder "Zuflucht".

Asylrecht: Gemeint ist damit das Recht auf Schutz für Menschen, die in einem anderen Land aus politischen Gründen verfolgt werden. Das sind meistens Länder, in denen Menschen ihre Meinung nicht frei sagen dürfen, wo Parteien verboten sind, oder wo Männer und Frauen aufgrund ihres Glaubens, Sprache oder Aussehen benachteiligt und verfolgt werden. In Deutschland gibt es für solche Menschen einen Anspruch auf Schutz. Warum? In der Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten in Deutschland waren viele Gegner von Adolf Hitler, dem Chef der Nationalsozialisten, in andere Länder geflohen. Dort fanden sie Zuflucht. Daher wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das Grundrecht auf Asyl in die Verfassung hineingeschrieben. Eine Verfassung ist eine Sammlung der wichtigsten Gesetze eines Landes. In Deutschland heißt dieses Dokument "Grundgesetz". Das Recht auf Asyl steht im Artikel 16.

Asylant: Menschen, die einen Antrag auf Asyl stellten, wurden früher so genannt. Wer aber heutzutage "Asylant" sagt, der meint dies zumeist abwertend. Das hat damit zu tun, dass das Wort immer wieder benutzt wurde, um Stimmung gegen Ausländer zu machen. Menschen, die einen Antrag auf Asyl stellen, nennt man daher "Asylbewerber", "Flüchtlinge" oder "Migranten" (von Migration=Wanderung).

Asylbewerber: So nennt man Menschen, die einen Antrag auf Asyl stellen.

Asylmissbrauch: Wenn manche Politiker dieses Wort benutzen, dann meinen sie, dass Menschen das Asylrecht benutzen würden, um in Deutschland einreisen und bleiben zu können - obwohl sie nicht politisch verfolgt werden. In Wirklichkeit suchten sie Arbeit oder seien aus anderen Gründen aus ihrem Land ausgewandert. Sie "missbrauchten" also das Recht auf Asyl. Das Wort hat einen abwertenden Klang, denn es klingt, als ob Ausländer betrügen würden. Allerdings: Jeder hat das Recht, einen Antrag auf Asyl zu stellen. Und der wird dann angenommen oder abgelehnt. Es gibt also keinen "Missbrauch" des Asylrechts.

Asyl-Verfahren: Damit ist der Antrag auf Asyl gemeint. Er umfasst verschiedene Punkte. Wenn ein Flüchtling Deutschland erreicht, wird zunächst sein Name, sein Alter und seine Sprache aufgeschrieben. Dann wird er auf eines der Bundesländer verteilt. Dort kommt er in ein Aufnahmelager für maximal drei Monate. So ein Haus nennt man "Aufnahmeeinrichtung". In Rheinland-Pfalz gibt es zum Beispiel welche in Trier, Ingelheim und Hermeskeil. Weitere folgen. Ein Mitarbeiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtling prüft dann, ob der Flüchtling in Deutschland bleiben darf. Menschen, die in einem "sicheren" Land auf dem Weg nach Deutschland registriert wurden, müssen dorthin zurück, um dort Asyl zu beantragen.

Falls er einen Antrag hier stellen darf, wird der Flüchtling zu einem wichtigen Gespräch bei einer Außenstelle des Amtes eingeladen: Bei der Anhörung muss der Flüchtling erzählen, warum er seine Heimat verlassen hat. Dabei hilft ein Übersetzer. Dann heißt es: Warten auf einen Brief. In dem Brief steht, ob der Asyl-Antrag abgelehnt wurde und der Flüchtling in seine Heimat muss. Oder ob der Flüchtling erst mal bleiben darf. Das darf nur, wer im Ausland politisch verfolgt wird, oder vor Krieg und Gewalt flieht. Manche Menschen dürfen auch nicht "abgeschoben" werden, weil sie krank sind. Oder weil sie keine Reisepässe mehr haben. So ein Asylverfahren kann viele Monate dauern. Und solange müssen die Menschen warten. Sie dürfen in der Zeit nicht arbeiten, also Geld verdienen. Dafür bekommen sie ein Taschengeld für sich und ihre Kinder. Auch wenn sie bleiben dürfen, heißt das nicht für immer: Die Erlaubnis gilt zunächst nur für ein paar Jahre.

Balkan: Der Balkan ist ein Teil Europas. Die gebirgige Region erstreckt sich zwischen Italien und der Türkei. Hier gibt es mehrere Völker und Länder, die untereinander nicht immer Freunde waren und sind. Viele Jahrhunderte lang war dieses große Gebiet Teil des Osmanischen Reiches, dem Vorläufer der Türkei. Stück für Stück löste sich dieses Reich jedoch auf, bis die Länder des Balkan ihre Freiheit erlangten. Mehrere der Balkan-Länder (Slovenien, Kroatien, Serbien, Kosovo, Montenegro, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina) waren bis vor 20 Jahren sogar Teil eines neuen Staates namens Jugoslawien ("Süd-Slawien"). Doch dieser Staat zerfiel, es gab mehrere Kriege zwischen den Völkern des Landes. Zuletzt löste sich im Jahre 1999 die Kosovo-Provinz aus Serbien. Vom Balkan kommen immer wieder Menschen nach Deutschland. Manche werden in ihrer Heimat benachteiligt, weil sie dem Volk der Roma angehören. Andere erhoffen sich ein besseres Leben in Deutschland. Denn Länder wie der Kosovo oder Albanien sind sehr arm.

Welche Länder gehören zum Balkan? Das ist nicht ganz sicher, aber Bulgarien, Mazedonien, den Kosovo, Albanien, Montenegro, Kroatien, Serbien, Slovenien und Bosnien-Herzegowina sind Teil des Balkan. Auch Nachbarländer wie Rumänien oder Griechenland könnte man dazurechnen. Mitglieder der EU sind Kroatien, Slovenien, Rumänien, Bulgarien und Griechenland. Serbien, Mazedonien, Albanien und Montennegro haben einen Antrag auf Aufnahme gestellt.

Dublin: Das ist der Name der Hauptstadt von Irland, einem Mitglied der EU. In Dublin haben die Chefs der EU beschlossen, dass ein Flüchtling einen Asylantrag nur einmal stellen darf - in dem Land, in dem er registriert wurde. Daher prüft Deutschland bei Flüchtlingen, ob sie dies bereits getan hatten. Wenn ja, muss der Flüchtling in dieses andere Land zurückkehren. Nun ist es so, dass die Flüchtlinge oftmals in ganz bestimmte Länder der EU fliehen wollen - zum Beispiel Deutschland. Vielleicht ist es ihnen sicherer als andere Länder. Verwandte oder Freunde leben dort. Oder im Land wird die gleiche Sprache gesprochen.

EU: Die EU ist die Abkürzung für Europäische Union. Das ist ein Bündnis von 28 europäischen Ländern. Gegründet wurde die Union vor 60 Jahren - damals noch mit dem Namen "Europäische Gemeinschaft". Jedes Land hat weiterhin seine eigene Regierung und seine eigene Volksvertretung. Bestimmte Aufgaben werden aber von der EU übernommen. Deren "Regierung" hat ihre Büros in Brüssel, der Hauptstadt von Belgien. Außerdem gibt es eine Volksvertretung für die gesamte EU. Dieses "Europäische Parlament" hat seinen Sitz in der französischen Stadt Straßburg. Mehr als 500 Millionen Menschen leben in der EU, davon sind 80 Millionen Deutsche. Die EU ist - das vergisst man immer wieder - trotz vieler Probleme eine Erfolgsgeschichte: Die Bewohner von Ländern, die früher schlimme Kriege gegeneinander geführt haben, arbeiten heute friedlich zusammen. Jeder kann leben und arbeiten, wo es ihm gefällt. Zwischen vielen Mitgliedsländern der EU gibt es zudem keine Grenzkontrollen mehr. Allerdings: Wer nicht dazu gehört, hat es schwerer. So sind die Außengrenzen der EU alles andere als offen. Wer in die EU will, braucht eine Gehemigung, ein Visum. Entweder für einen Besuch als Tourist, für ein Studium oder eine Arbeit. Und diese Genehmigung bekommt zum Beispiel nicht jeder Flüchtling. Deswegen kommen viele von ihnen heimlich in die EU - auf teils gefährlichen Wegen.

Flüchtling: Das sind zunächst einmal Menschen, die unter Zwang oder Angst um ihr Leben ihre Heimat verlassen. Sie suchen einen Zufluchtsort, ob nun im gleichen Land oder im Ausland. Menschen fliehen zum Beispiel in und aus den Ländern Syrien, Irak, Libyen oder Afghanistan, weil dort Krieg herrscht oder ihr Glaube verfolgt wird. In Ländern wie Eritrea werden Menschen, die gegen die Regierung sind, eingesperrt. Als Flüchtling bezeichnet man aber auch Menschen, die aufgrund von Hunger und Arbeitslosigkeit in ihrer Heimat wegziehen. Schafft es ein Flüchtling, nach Deutschland zu kommen, kann er damit rechnen, hier bleiben zu dürfen. Denn Deutschland hat ein internationales Gesetz unterzeichnet, wonach Flüchtlinge aufgenommen werden müssen. Das Gesetz heißt "Genfer Flüchtlingskonvention", es wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verfasst.

Zahlen: Wie viele Menschen sind eigentlich auf der Flucht? Eine internationale Behörde mit dem Namen UNHCR (englisch: United Nations High Commissioner for Refugees, deutsch: Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge) erstellt hierzu Statistiken. Demnach waren im vergangenen Jahr auf der ganzen Welt fast 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Zum Vergleich: Deutschland hat 81 Millionen Einwohner, eine große Stadt wie Berlin drei Millionen Bewohner. Die Behörde hat ermittelt, dass von den 60 Millionen Flüchtlingen etwas mehr als die Hälfte innerhalb ihres Landes auf der Flucht sind . Die Hälfte aller Flüchtlinge sind Kinder. Ein Beispiel: Im Land Syrien lebten bis zum Ausbruch des Krieges 20 Millionen Menschen. Jetzt sind laut der Behörde 7,6 Millionen innerhalb des Landes auf der Flucht. Weitere 3,8 Millionen Syrer haben ihr Land verlassen - sehr viele von ihnen in das Nachbarland Türkei, manche aber auch Richtung Europa und Deutschland. Miguel Castro

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort