Kunstgeschichte (n)

"Wo ist denn mein Klavierauszug?" Onkel Albert rennt suchend im Haus herum. "Wenn ich den nicht finde, bin ich aufgeschmissen.

" Paul wundert sich: "Wieso macht Onkel Albert so einen Stress?" Mama erklärt: "Er ist Korrepetitor am Theater. Den Klavierauszug braucht er, um mit den Sängern und dem Orchester zu üben." Onkel Albert hat inzwischen das Buch mit den Noten gefunden. Üben ist tatsächlich die Hauptbeschäftigung eines Korrepetitors. Sein Name kommt aus dem Lateinischen. Er bedeutet, dass man mit anderen zusammen durch Wiederholung etwas einübt. Korrepetitoren üben vor allem Teile von Musikstücken ein, bei denen einzelne Sänger oder Chöre vom Orchester begleitet werden - wie zum Beispiel in der Oper. Da bei solchen Einzelproben nicht schon das ganze Orchester dabei ist, übernimmt der Korrepetitor die Rolle des Orchesters am Klavier. Dazu braucht er den Klavierauszug. Das ist so eine Art Kurzfassung der Partitur. Das ist das große Buch aus Noten, in dem ein Musikstück aufgeschrieben ist. Allerdings ist der Klavierauszug nicht nur eine Kurzfassung, sondern auch eine Übersetzung der Orchestermusik in Klavierklänge. Das ist ein bisschen so, als wenn man ein Gedicht aus einer anderen Sprache übersetzt. Der Rhythmus muss ebenso erhalten bleiben, wie der Ausdruck der einzelnen Instrumente. Das ist oft schwer. Zum Beispiel wenn plötzlich das Klavier wie lauter Geigen oder Trompeten klingen soll. Es gibt Musiker, die sich jahrelang damit beschäftigt haben, wie man zum Beispiel am besten Geigenklang in Klavierklang übersetzt. Viele Komponisten haben solche Angst, dass die Übersetzung ihres Stücks im Klavierauszug danebengeht, dass sie ihn gleich mit ihrem Stück mitliefern. Schon der berühmte Komponist Wolfgang Amadeus Mozart hat vor über 250 Jahren zum Einüben seiner Opern Klavierauszüge benutzt. Das war aber die Ausnahme. Heute gibt es praktisch für jedes Orchesterstück einen Klavierauszug. Wenn keiner da ist, muss der Korrepetitor sich selbst überlegen, was er am Klavier spielt. Eva-Maria Reuther

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