Kunstgeschichte(n)

Lena hat unten im Schrank Omas alten Holzkasten mit den Pastellkreiden entdeckt. Die bunten Stifte wollte sie schon immer ausprobieren.

 Dieses Porträt zeigt Johann Hassdenteufel, gemalt von Franziska Riotte im 19. Jahrhundert. Die Pastellmalerei hängt im Trierer Stadtmuseum. Foto: Simeonstift

Dieses Porträt zeigt Johann Hassdenteufel, gemalt von Franziska Riotte im 19. Jahrhundert. Die Pastellmalerei hängt im Trierer Stadtmuseum. Foto: Simeonstift

Lena späht durch die Tür. Die Luft ist rein. Nirgends ist Mama in Sicht. Schnell holt sie sich ein Blatt und fängt an zu malen. Als sie gerade dabei ist, mit den Fingern den bunten Kreidestaub auf dem Papier zu verwischen, hört sie hinter sich Mamas Stimme. "Was machst du denn da?", fragt Mama streng. "Ich male", sagt Lena patzig. "Aber doch nicht mit den Fingern", regt sich Mama auf. "Und überhaupt, wer hat dir erlaubt, an Omas Pastellkreiden zu gehen?" Das hat Oma gehört, die gerade hereinkommt. "Ich finde es schön, dass mir Lena etwas malt", sagt sie zu Mama. "Und außerdem müsstest du wissen, dass man bei Pastellkreide die Finger zum Malen nimmt. Hast du etwa im Kunstunterricht nicht aufgepasst?" Stimmt genau, was Oma sagt. Pastellkreidestifte bestehen aus feinen Farbpigmenten. Das sind kleine staubige Farbteilchen, mit denen man etwas färben oder bunt anmalen kann. Damit diese Teilchen zusammenhalten und zu Stiften gepresst werden können, müssen sie mit einem Bindemittel vermischt werden. Dazu nimmt man heute oft Harz. Früher wurde auch Gelatine verwendet, so wie bei einem Wackelpudding, den man in Form bringen will. Die Farbe der Pastellkreide ist pulvrig, so ähnlich wie die Kreide auf der Tafel in der Schule. Damit sie auf dem Untergrund haftet, malt man auf raues Papier oder Karton. Schicht auf Schicht wird der feine Farbstaub übereinandergelegt und verwischt. Dazu nimmt man wie Lena die Finger oder einen Wischer, der Torchon heißt. Pastellkreide wird schon seit über 500 Jahren benutzt. Berühmte Maler wie zum Beispiel Michelangelo oder Picasso benutzten sie gern. Man kann mit den Kreidestiften genauso gut malen wie zeichnen. Am Anfang gab es nur die Farben Schwarz, Weiß und Rot. Aber schon bald gab es eine ganze Menge Farbtöne, die von leuchtenden Farben bis zu ganz zarten reichten. Besonders beliebt war die Pastellkreide früher zum Malen von Porträts, also Gesichtern. Bilder, die mit Pastellkreide gemalt sind, sind sehr empfindlich. Denn die pulvrigen Farbteilchen können leicht herunterfallen. Deshalb werden die Bilder gewöhnlich unter Glas gerahmt. Eva-Maria Reuther

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