Musikgeschichte(N)

Ihre Christrose im Garten ist Omas ganzer Stolz. "Ich hoffe, dass es zum Fest mit dem Blühen klappt", sagt sie jedes Jahr im Dezember und schaut besorgt die grünen Stengel mit den Knospen an.

"Sonst ist das für mich kein Weihnachten." Lena wundert sich. "Wieso ist es der Blume im Schnee eigentlich nicht zu kalt?", fragt sie. "Und wie eine richtige Rose mit Stacheln und so sieht deine Christrose auch nicht aus." Da hat Lena recht. Die Christrose oder Schneerose ist genau genommen nämlich keine Rose, sondern eine Nieswurz. Sie gehört zur Familie der Hahnenfußgewächse und ist eine Verwandte der Butterblume. Dass sie trotz Schnee und Eis blüht, macht sie geheimnisvoll und zauberhaft, aber auch zu einem Zeichen der Hoffnung. Schon ganz früh wurden der Blume Zauberkräfte zugeschrieben. Manche Leute glaubten, dass man das Wetter nach ihr vorhersagen konnte. Geschlossene Knospen bedeuteten schlechtes Wetter, offene dagegen gutes. Zur Christrose wurde die Blume erst im Mittelalter, also der Zeit vor etwa 1500 bis 500 Jahren. Das hat etwas mit der Bibel zu tun. Dort wird im Alten Testament vom Propheten Jesaja angekündigt, dass ein Weinstock einen "Reis" (das ist ein altes Wort für Trieb) austreiben wird. Mit dem Trieb ist das Jesuskind gemeint. Die mittelalterlichen Mystiker - das waren Leute, die überall in der Natur Zeichen für Gottes Anwesenheit sahen - machten aus dem Reis eine Rose. So kam die Schneerose zu ihrer Bedeutung als Zeichen für die Geburt Christi. Die Christrose ist nicht nur auf vielen Bildern zu sehen. Ganz schnell wurden auch viele Geschichten von ihr erzählt. Die bekannteste ist die von einem jungen Hirten. Darin heißt es: Als die Hirten nach Bethlehem gingen, um das neu geborene Jesuskind zu sehen, brachten sie ihm viele Geschenke mit: Milch, Honig, ein Lammfell und Wolle, damit es sich wärmen konnte. Nur ein Hirtenjunge hatte nichts. Da weinte er so sehr, dass die Erde von seinen Tränen ganz nass wurde. Und auf einmal wuchsen ganz viele Christrosen in dem nassen, kalten Boden und begannen zu blühen. Da freute sich der Hirtenjunge und pflückte einen dicken Strauß, den er dem Kind in der Krippe mitbrachte. Eine andere Geschichte spielt hier in der Gegend: In einer kalten Weihnachtsnacht fand der junge Trierer Mönch Laurentius vor 500 Jahren im Schnee eine blühende Rose. Er nahm sie mit in seine Zelle und während er sie betrachtete, schrieb er eines der berühmtesten und schönsten Weihnachtslieder: "Es ist ein Ros entsprungen". Eva-Maria Reuther

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