Suppenschlürfer und Profi-Esser

Weihnachten - das wird ein schönes Fest. Aber Lucky hat Angst: davor, an der Festtagstafel zu kleckern und sich falsch zu benehmen. Das wäre peinlich, wenn dann auch noch die ganze Familie mitbekommt, dass Lucky nicht weiß, wie man welches Besteck benutzt. Deshalb ist Lucky in die Weihnachtsakademie gegangen, um gutes Benehmen zu lernen.

 Gar nicht so einfach: Ein Stück Fleisch schneiden und lange Nudeln in den Mund bugsieren — das können Lucky und die Kinder nun mit Hilfe von Etikette-Expertin Heike M. Falkenstein. TV-Foto: Cordula Fischer

Gar nicht so einfach: Ein Stück Fleisch schneiden und lange Nudeln in den Mund bugsieren — das können Lucky und die Kinder nun mit Hilfe von Etikette-Expertin Heike M. Falkenstein. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Lucky hat sich fein gemacht: Die Latzhose ist sauber, die Pfoten sind gewaschen. Aufgeregt geht die Leseratte in ein schickes Restaurant. Schlemmereule - das klingt schon edel. Am Empfang wartet schon Heike M. Falkenstein. Sie ist eine Etikette-Trainerin. Lucky steckt ihr die Pfote entgegen. "Guten Abend", sagt Lucky und ist froh. Das war gar nicht so schwierig, und mit ihm sitzen noch acht andere Kinder am schön gedeckten Tisch, die erst noch im Kinder-Knigge-Kurs in der Weihnachtsakademie lernen wollen, wie sie zu Weihnachten mit den Knigge-Regeln (siehe Extra rechts unten) einen guten Eindruck machen können.

Stocksteif sitzen die Kinder und Lucky am Tisch. Ganz schön verwirrend, da liegen zwei Messer, zwei Gabeln und ein Löffel vor jedem Sitzplatz, und oben noch eine Gabel und ein Löffel. Ein Stofftuch liegt dazwischen, und ein kleiner Teller mit einem weiteren Messer steht links daneben.

Es gibt ein amuse gueule, das ist französisch und bezeichnet eine Vorspeise vor der Vorspeise, die Appetit auf mehr machen soll. Dann stehen noch eine Suppe, das Hauptgericht und der Nachtisch auf der Speisekarte. Also lernt Lucky, dass man das Besteck von außen nach innen benutzt. "Ist eigentlich ganz einfach", denkt sich Lucky und stützt erleichtert den Kopf in die Pfote. Doch das ist falsch. Heike M. Falkenstein korrigiert: "Die Ellenbogen gehören nicht auf den Tisch, man sitzt gerade" und mit so viel Abstand an der Tafel, dass die gestreckten Hände zwischen Bauch und Tischkante passen.

Messer und Gabel als "Uhrzeiger"



Die Servietten liegen auf dem Schoß, mit ihnen tupft man die Lippen ab. "Jetzt mache ich aber alles richtig", denkt Lucky, schnappt sich ein Stück Brot aus einem Korb und beißt herzhaft hinein. Und schon wieder ist er in ein Manieren-Fettnäpfchen getreten.

"Beim Essen im Restaurant geht das anders als beim Frühstück", sagt die Etikette-Expertin. Brot wird nämlich in kleine Stückchen gebrochen, damit es in einem Happen in den Mund geschoben werden kann. Den Rest legt man auf den kleinen Teller.

"Suppe schlürft man nicht", weiß Lucky. Und die langen Nudeln - die wickelt ein Junge auf, ein Mädchen schlürft die überhängenden in den Mund hinein, ein anderes schneidet sie klein. Das ist auf jeden Fall die sicherste Variante, damit kein Soßenklecks auf der weißen Tischdecke landet.

Außerdem gibt es gute Eselsbrücken dafür, wie man das Besteck auf den Teller legt - das ist wie eine Zeichensprache, die der Kellner lesen kann: Messer und Gabel gemeinsam auf der Position fünf Uhr (also sich den Teller als eine Runde Uhr vorstellen, wie auf dem kleinen Foto, und das Besteck wie Zeiger an den Rand auf Höhe der Ziffern legen) heißt, man ist fertig; Meser auf vier Uhr, Gabel auf acht Uhr heißt, man isst noch weiter.

"Spannend zu sehen, wie feine Leute essen. Aber manchmal sind Kinder ja auch feine Leute", sagt Josefine Rosar (8). "An Weihnachten kommen Oma und Opa, und wir essen zusammen. Jetzt muss ich keine Angst haben, mich falsch zu benehmen. Und das kann man ja auch mal beim Mittagessen so machen. Ist doch eigentlich ganz einfach, wenn man weiß, wie es geht."

"Man kann Spaß haben und sich trotzdem gut benehmen", sagt Heike M. Falkenstein. Und das stimmt. Wenn man ein paar Regeln beherrscht, ist das gar nicht schwer, und man wird für seine guten Manieren sogar gelobt.

Höflichkeit ist das Wichtigste, lernt Lucky, und dass Bitte, Danke und Entschuldigung Wörter mit Zauberkraft sind - sie öffnen Türen.

EXTRA Knigge nennt man ein Buch, das Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge (1752 geboren und 1796 gestorben - also vor über 200 Jahren) geschrieben hat. Es ist 1788 erschienen und hieß "Über den Umgang mit Menschen". Es ist eigentlich ein Buch über Höflichkeit und Taktgefühl. Erst später wurde es zum Benimm-Ratgeber gemacht. Die Regeln, die heute im Knigge stehen - wie man sich am Tisch benimmt oder wie man sich kleidet - wurden auch erst später hinzugefügt. (cofi)

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