Wie macht man eigentlich Theater? Nachgefragt bei den Karl-May-Freunden

Pluwig · Aus Mehl und Zucker alleine entsteht noch lange kein leckerer Kuchen. Genauso ist es, wenn man Theater spielen will. Um ein Bühnenstück zu einem echten Erlebnis werden zu lassen, bedarf es vieler verschiedener „Zutaten“.

 Western live: Szene aus „Der Sohn des Bärenjägers”. Das Stück lockte 2009 rund 14 500 Zuschauer nach Pluwig. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Western live: Szene aus „Der Sohn des Bärenjägers”. Das Stück lockte 2009 rund 14 500 Zuschauer nach Pluwig. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Nur Schauspieler und Zuschauer allein reichen dazu nicht aus. Lucky hat die Pluwiger Karl-May-Freunde gefragt, welche "Zutaten" sie benötigen, um Theater auf der Freilichtbühne zu machen. Was sich hinter den vielen Fachbegriffen verbirgt, hat Lucky-Reporterin Anja Fait für euch herausgefunden. Also, los geht's!Man nehme:Karl-May-GeschichteRegisseurBühne und die KulissenMenschen hinter den KulissenKostümeRequisitenPyrotechnikLicht- und TontechnikSchauspielerErzählerPferdeZuschauer
Die Karl-May-Geschichte: Die erste Zutat für ein gelingendes Theaterstück ist eine interessante Geschichte. Diese sucht Regisseur* Conny Faißt aus den Büchern aus, die der deutsche Schriftsteller Karl May geschrieben hat. Karl Friedrich May hat von 1842 bis 1912 gelebt. Seine Bücher wurden in viele verschiedene Sprachen übersetzt und werden noch heute auf der ganzen Welt gelesen. Berühmt geworden ist er unter anderem durch die abenteuerlichen Winnetou-Geschichten.

Der Regisseur: Hat der Regisseur die Geschichte ausgesucht, muss er sich eine Menge Gedanken machen. Allen voran darüber, wie sich die geschriebenen Wörter, Sätze und einzelnen Kapitel der Geschichte am besten in lebendige Bilder umwandeln lassen. Dazu muss er wissen, wie viele Darsteller und wie viele Pferde er braucht, um die Geschichte nachspielen zu können. Der Regisseur legt auch fest, welcher Schauspieler welche Rolle spielen darf, und welche Kostüme benötigt werden. Außerdem bestimmt er, wann und wo es während der Aufführung Explosionen geben wird und welche Kulissen* auf der Bühne benötigt werden. Wichtig ist auch, dass er den Darstellern genau sagt, in welchem Bereich der Bühne sie sich aufhalten sollen, während sie ihren Text sprechen. Spielt eine Szene zum Beispiel in der Wüste, wäre es ja seltsam, die Schauspieler vor einer Stadtkulisse sprechen zu sehen.

Die Bühne und die Kulissen: Na klar, wer Theater spielen will, braucht eine Bühne. Bei der Theaterbühne, die den Karl-May-Freunden im Pluwiger Steinbruch zur Verfügung steht, kann man schon eher von einer großen Spielfläche sprechen. Kulissen sind all die Dinge, mit denen die Bühne oder Spielfläche dekoriert wird. Die Karl-May-Freunde haben zum Beispiel links neben der Bühne etliche bemalte Holzwände aufgestellt. Diese Holz-Kulissen sehen aus wie Häuser. Sie stellen eine Stadt dar. Die echten Tipis, die rechts von der Spielfläche aufgebaut werden, zeigen ein Indianerdorf.

Die Menschen hinter den Kulissen: Auch abseits von der Bühne gibt es viel zu tun. Ohne die vielen Helfer, also ohne die Menschen hinter den Kulissen, könnte kein Theaterstück gelingen. Auch die Karl-May-Freunde brauchen viele dieser Helfer. Hier ein paar Beispiele: Manche entwerfen, nähen und waschen die Kostüme. Andere bauen und reparieren die Kulissen. Wieder andere der Helfer kontrollieren die Eintrittskarten, schminken die Schauspieler oder versorgen sie mit Essen und Getränken. Ganz wichtig sind auch die Menschen, die die Pferde halten, wenn sie gerade nicht in Aktion sind. Hinter den Kulissen sind auch Helfer im Einsatz, die sich um Beleuchtung, Musik und Pyrotechnik* kümmern.

Die Kostüme: Die Karl-May-Freunde legen ganz besonderen Wert darauf, dass die Kostüme, die die Schauspieler tragen, echt aussehen. Dazu haben sie sich zuvor genau erkundigt, wie sich die Menschen in der Zeit um 1870 im Wilden Westen gekleidet haben. Die Informationen dazu haben sie sich aus Büchern, über historische Fotografien und in Museen verschafft. Die Karl-May-Freunde schneidern all ihre Kostüme selbst.

Die Requisiten: Das Wort "Requsite" stammt aus dem lateinischen und bedeutet so viel wie "erforderliches Ding". Ein (Theater-) Requisit ist also ein Gegenstand, den man zum Theaterspielen benötigt. Bei den Karl-May-Freunden sind das zum Beispiel Gewehre, Tische, Hocker und Fässer aus Holz, Koffer oder Decken. Auch Pflanzen, die Kostüme und die Pyrotechnik* gehören zur Requisite.

Die Pyrotechnik: Keine Aufführung im Karl-May-Gelände ohne Explosionen. Damit es während des Schauspiels so richtig schön laut auf der Bühne knallt und sich die großen Feuerbälle in die Luft erheben können, kommt hier Pyrotechnik zum Einsatz. Zur Pyrotechnik zählt alles, was mit Feuerwerk und Sprengstoff zu tun hat. Für die Explosionen im Karl-May-Gelände sind vereinseigene Sprengstoffexperten zuständig. Sie sind ausgebildete Pyrotechniker.

Die Licht- und Tontechnik: Licht und Ton spielen eine wichtige Rolle beim Theater. Sowohl mit der richtigen Beleuchtung, als auch durch den Einsatz bestimmter Töne können die verschiedensten Stimmungen auf der Bühne zum Ausdruck gebracht werden. Besonders durch Musik kann zum Beispiel gute Laune oder Spannung im Stück erzeugt werden. Die Tontechnik ist auch dafür verantwortlich, dass die Zuschauer alles verstehen, was auf der Bühne gesprochen wird. Hierbei kommen Mikrofone zum Einsatz.

Die Schauspieler: Die Darsteller sollten zunächst mal vom Alter und von ihrer Körpergröße und -Fülle her Ähnlichkeit mit der Figur haben, die sie nachspielen. Das sieht einfach glaubwürdiger aus. Wenn sie ihren Text auswendig gelernt haben, überlegen sie sich, wie sie ihre Rolle am besten spielen können. Dazu setzen sie neben der Sprache auch ihren Gesichtsausdruck, und falls nötig, sogar den ganzen Körper mit ein. Ist eine Szene traurig, schauen sie nicht nur traurig, sondern wischen sich vielleicht auch die (falschen) Tränen mit den Händen aus dem Gesicht. Übrigens hat keiner der Pluwiger Karl-May-Darsteller eine echte Schauspielausbildung absolviert. Schauspieler, die nicht ausgebildet worden sind, nennt man auch "Laien-Darsteller".

Der Erzähler: Ein Theaterstück besteht nicht nur aus wörtlicher Rede. Das kennst du bestimmt aus Büchern. Manche Textstellen müssen vorgelesen werden, damit der Zuschauer die Zusammenhänge des Stücks besser verstehen kann. Dieses Vorlesen übernimmt der "Erzähler".

Die Pferde: Die meisten der reitenden Schauspieler bringen ihr eigenes Pferd zum Theaterspielen mit. Besitzt jemand kein eigenes Pferd, bekommt er eins zugewiesen. Mit diesem muss er sich bereits lange Zeit vor den ersten Proben zum Stück beschäftigen. Erst wenn Reiter und Pferd sich sozusagen "blind" verstehen, darf er das Tier während der Aufführungen reiten. Dazu kann auch Reitunterricht notwendig sein. Die Pferde selbst müssen zudem auf die lauten Geräusche beim Schießen und auf die Explosionen vorbereitet werden. Die schnellen Reitszenen machen den Pferden nichts aus. Pferde sind Herdentiere. Sie halten sich gerne in einer Gruppe auf.

Die Zuschauer: Ist das Theaterstück fertig, wollen die Karl-May-Freunde es natürlich auch vor Publikum aufführen. Damit die Zuschauer während der Vorstellung nicht stehen müssen, bauen die Karl-May-Freunde eine sogenannte Zuschauertribüne auf. Diese bietet Platz für mehrere Hundert Menschen gleichzeitig. Die Sitzflächen dieser Tribüne sind dabei so neben- und hintereinander angeordnet, dass jeder Besucher eine gute Sicht auf die Spielfläche hat.

So. Eigentlich ist der Kuchen jetzt fertig - eigentlich! Aber wie zu jedem leckeren Kuchen eine dicke Schicht Schokoladenglasur gehört, so gehört zu jedem Karl-May-Theaterstück auf der Freilichtbühne die Sicherheit mit dazu. Damit du dich bei einer solchen Großveranstaltung auch sicher fühlen kannst, sind die Frauen und Männer von der Feuerwehr und vom Rettungsdienst immer mit dabei.

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