Wilde Zeiten, ferne Zeiten

Das Mittelalter und seine Menschen – längst sind sie Geschichte. Oder doch nicht? Lucky-Kinderreporter der Matthias-Grundschule Trier haben sich mit einer Expertin über das Zeitalter von Rittern, Burgherren und Knechten unterhalten.

Lena: Wie war das früher in der Schule?Miriam Weiss: Wer früher zur Schule gehen wollte, musste ins Kloster oder auf eine Domschule gehen. Und da konnte man Lesen und Schreiben lernen. Max: Wie hat man eine Burg überfallen? Miriam Weiss: Abgesehen davon, dass sich jemand mit einem Trick hineingeschlichen hat, haben die Angreifer eine Burg meistens belagert. Sie haben also vor der Burg gewartet, wochenlang.Lena: ...um sie auszuhungern...Miriam Weiss: Genau. Die Burgbewohner haben meistens dann aufgegeben. Irene: Musste man mit 15 Jahren heiraten?Miriam Weiss: Musste nicht, aber man konnte. Normalerweise durften Reiche und Arme untereinander nicht heiraten. Deswegen haben die Eltern schon bei der Geburt ihrer Kinder geschaut, wer vielleicht zu ihnen passen könnte, etwa das Kind eines reicheren Bauern. Und dann hat man versucht zu bestimmen, dass die Kinder untereinander heiraten sollten. Und Adelige wollten ihr Kind mit dem eines Adeligen eines anderen Königreichs verheiraten. Der Grund: Wenn wir mit denen verheiratet sind, dürfte ein Krieg eher unwahrscheinlich sein – wir sind ja jetzt eine Famlie. Adrian: Wieso warf man den ganzen Müll auf die Straße?Miriam Weiss: Ein Kanalsystem wie heute hatte man damals nicht. Die Menschen wollten den Abfall aus dem Haus haben, daher warfen sie ihn heraus. Armin: Wieso gab es nur Fleisch an Feiertagen?Miriam Weiss: Weil Fleisch teuer war, das konnte sich nicht jeder leisten. Celine: Gab es schon Haustiere im Mittelalter?Miriam Weiss: Früher haben ja Kühe und Schweine in einer Scheune am Haus mitgelebt. Sie sind also im gewissen Sinne Haustiere. Aber die Leute hatten damals auch schon Hunde und Katzen. Aber wozu? Zum Mäusefangen. Miriam Weiss: Ich hab auch eine Frage: Was für Menschen gab es im Mittelalter?Schüler: Hofnarren und Könige. Ärzte. Schmiede. Gemahlinnen. Mägde und Knechte. Knappen. Färber. Priester, Nonnen, den Papst ...Miriam Weiss: ... der war ganz wichtig im Mittelalter ...Schüler: ... Minnesänger, Kaufleute, also Händler, Arme und Reiche, Bäcker. RäuberMiriam Weiss: Es gab also nicht nur Bauern und Ritter. Und es gab Arme und Reiche. Nicht jeder hatte so viel Geld wie ein Ritter. Und nicht jeder Ritter war reich. Fabio: Gab es im Mittelalter schon Fußbälle?Miriam Weiss: Nicht in der Form, wie wir es heute kennen. Aber die Menschen im Mittelalter haben schon mit Bällen gespielt. Oder sie hatten Steckenpferde. Dann gab es für kleine Kinder auch Rasseln. Es wurde auch Boule gespielt. (mc)Düster und hell: das MittelalterMit dem Mittelalter bezeichnet man die Zeit von etwa 500 bis 1500 nach Christus – also eine sehr lange Zeit. Damals waren nur wenige Menschen reich. Die meisten führten ein ärmliches, hartes Leben, viele lebten ihr Leben lang in ihren Dörfern, sagt Historikerin Miriam Weiss. Die Menschen arbeiteten als Bauern auf dem Feld, Junge mussten mithelfen, Mädchen in der Küche. Die Menschen hatten kaum Rechte. Die christliche Kirche war damals sehr mächtig und bestimmte, was die Menschen glauben und wie sie leben sollten. Wer sich nicht daran hielt, konnte grausam bestraft werden. Schlimme Krankheiten, häufige Kriege und Hungersnöte machten den Leuten ebenfalls zu schaffen. Die Jahre des Mittelalters werden deswegen manchmal als „dunkle Jahrhunderte“ bezeichnet.Manche Forscher meinen aber, dass das eher ein Vorurteil und unsere Sicht auf die Vergangenheit ist. Also: Dass vieles gar nicht so düster war, wie es heute erscheint. Im Mittelalter wurden etwa prächtige Kirchen und Burgen gebaut. Es gab Erfindungen, die heute noch im Einsatz sind. Die Zeit des Mittelalters endete vor ungefähr 500 Jahren. (dpa/mc)

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