Der richtige Riecher

Wer viel Geld hat, darf sich glücklich schätzen. Aber er hat auch ein Problem: Wohin mit dem ganzen Zaster? Auf die Bank bringen? Keine gute Idee, denn bei den derzeit historisch niedrigen Zinsen ist nur eines sicher: Der brave Sparer verliert Jahr für Jahr Geld.

Andere Anlagen werden in solchen Zeiten interessant. Zum Beispiel eine Investition in besonders gefragte Weine. Aber: Taugen edle Rieslinge, Champagner oder berühmte Bordeauxweine als Geldanlage?

Liest man manche Sensationsmeldungen, muss man den Eindruck gewinnen: Ein paar Flaschen Wein können einen richtig reich machen. Einzelne Spitzenbordeauxweine legendärer Jahrgänge werden für 10.000 Euro und mehr gehandelt - pro Flasche versteht sich. Da kann sogar ein Moselaner mithalten - besser gesagt ein Saarwinzer: Eine 1976er Trockenbeerenauslese von Starwinzer Egon Müller in Wiltingen dürfte ebenfalls einen fünfstelligen Preis erzielen. Aber ist er in zehn oder 20 Jahren noch viel mehr wert? Das weiß keiner. Und man muss wissen: Wein ist ein Produkt, das sich wie kaum ein anderes sehr gut zum Betrug eignet.

So wurde dem amerikanischen Milliardär Bill Koch bei einer Weinauktion gefälschter Wein angedreht. 2005 hatte der Öl- und Energiemagnat für 3,7 Millionen Dollar 2669 Flaschen Wein aus der Sammlung eines anderen schwerreichen Unternehmers gekauft. Wie sich aber herausstellte, stimmten bei 24 Flaschen mit einem Wert von insgesamt 335.000 Dollar Inhalt und Etikett nicht überein. Statt einem edlen Tropfen war ihm billiger Fusel verkauft worden.

Anlagespezialisten sagen: Wer Wein als Geldanlage nutzt, braucht den richtigen Riecher bei der Auswahl, einen langen Atem - und etwas Glück. Und das Beispiel des betrogenen Milliardärs zeigt: Auch diese Anlage birgt ein gewisses Risiko.

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