Schwindel

Ich eröffne diese Kolumne mit einem Bekenntnis. Nein, ich werde mich nicht dem mutigen Outing des Afro-Amerikanischen NBA-Spielers Jason Collins anschließen, aber meine öffentliche Bekanntmachung wird sicher einen ähnlichen medialen Donnerschlag mit sich bringen.

Ich leide an Höhenangst... Ok, ich muss gestehen, es war nicht ganz so dramatisch, auch wenn ich mir ein wenig mehr Verständnis und Mitgefühl der TBB erwünscht hätte, aber die Achterbahnfahrt, das Auf und Ab dieser Saison, hat auch bei mir Spuren hinterlassen. Selten zuvor ist eine Trierer Mannschaft mit so gravierend unterschiedlichen Gesichtern aufgetreten. Während man in der ersten Saisonhälfte die Gegner reihenweise an die Wand spielte, sich ganz Basketball-Deutschland verwundert die Augen rieb, mit dem Finger auf der Karte nach dem kleinen römischen Dorf suchte und Rödls Jungs Dauergast in den Playoff-Rängen war, konnte man in der Rückrunde nur noch selten an die Leistungen anknüpfen, so dass bis zuletzt das Furcht erregende Abstiegsgespenst durch die Porta Nigra huschte. Ab Ende Januar hagelte es etliche unnötige Niederlagen, bis mit dem sensationellen Heimsieg gegen Bayern München der vermeintliche Befreiungsschlag gelang, aber weit gefehlt: Es folgten enttäuschende Auftritte gegen Bremerhaven, Hagen, den MBC und Tübingen, die den Trierer Basketball immer näher an den Abgrund "ProA" drängte. Mit letzter Kraft gelang der entscheidende und viel umjubelte Sieg gegen die Skyliners aus Frankfurt und vertrieb das Gespenst von der Mosel an den Neckar. Es war dann schon fast paradox, dass dann der jungen Mannschaft nach 15 Jahren der überzeugende Sieg in Berlin gelang, der augenscheinlich die Tugenden der Hinrunde zu erkennen gab. Wem soll bei diesen rasanten und vor allem riskanten Manövern der TBB nicht schwindelig werden… Aber da ja mal wieder alles gut gegangen ist, lehnen wir uns gemütlich zurück, lassen die Saison Revue passieren und verharren andächtig und in freudiger Erwartung den ersten Personalentscheidungen. Nach der rasanten Fahrt werde auch ich meine Kräfte sammeln müssen und meiner Kolumne "Auszeit" eine Auszeit gönnen. Es hat mir außerordentlich viel Spaß gemacht, eine Basketballsaison aus dieser für mich neuen Perspektive zu erleben und ich hoffe, dass ich den Lesern einen etwas anderen Einblick in das Trierer Basketballgeschehen liefern konnte - ganz schwindelfrei. Auf bald, Helge Patzak

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