Ein goldenes Schiff für den Trierer Kurfürsten

Das ist ja ein richtiges Schloss!" Paul steht mit Oma im Museum Simeonstift in Trier vor dem Schiff des Kurfürsten Clemens Wenzeslaus von Sachsen und staunt. Gar nicht satt sehen kann er sich an dem tollen Segelschiff-Modell.

Und erst die Verzierungen und die goldene Figur am Heck, dem hinteren Ende des Schiffes. "Hat denn der Regen dem Gold nichts ausgemacht?", fragt er verwundert. Hat er sicher, aber das war dem Trierer Kurfürsten damals egal. Denn schließlich war das Schiff seine "Leibjacht", das heißt sein ganz persönliches Schiff. Nur er durfte es benutzen, wenn er auf der Mosel von Trier nach Koblenz fuhr.

Kurfürst Clemens lebte von 1768 bis 1801. Er war der letzte Trierer Kurfürst und eigentlich ein bescheidener Mann. Wenn er aber zeigen wollte, wie mächtig er war, dann ging es ihm kaum prächtig genug. Seine Leibjacht kann man deshalb auch nicht mit den Luxusjachten vergleichen, die sich heute reiche Leute zu ihrem Privatvergnügen bauen lassen. Die Jacht des Kurfürsten war wie seine Schlösser ein schwimmendes Bild seiner prachtvollen Herrschaft.
Die eigene Macht vorzuführen und zu vermitteln, dass der Herrscher überall war, war damals sehr wichtig. Dazu musste man dauernd unterwegs sein, auch auf dem Wasser. Das war ziemlich mühsam und aufwändig. Wenn der Kurfürst auf der Mosel reiste, genügte deshalb seine Leibjacht nicht. Er hatte eine ganze Flotte dabei, darunter Küchenschiffe, Schiffe, auf denen Waren und Vorräte transportiert wurden, Wachschiffe mit seiner Leibwache, Schiffe für sein Gefolge und vieles mehr. Die Leibjacht des Herrschers war natürlich besonders prunkvoll. Sie hatte in der Mitte einen Pavillion als Wohn-und Aufenthaltsbereich. Das ist der Teil mit den Fenstern. Vorne am Schiff ist das Wappen des Kurfürsten zu sehen, damit jeder gleich sieht, wer da fährt. Am Schiffsende hält der römische Flussgott Neptun als goldene Figur persönlich Wache. Entworfen hat das Schiff der Architekt Johann Georg Seitz. Die Leibjacht und andere Schiffsmodelle sind derzeit im Trierer Stadtmuseum zu sehen. Eva-Maria Reuther

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