Die Brücke wird niemals attraktiv

Straßen sind keine schönen Bauwerke, Brücken sind es manchmal, die Hochmosel-Brücke ist es nicht. Sie kann man bestenfalls als imposant, weil groß bezeichnen. Straßen und Brücken müssen aber auch nicht schön sein, sondern vor allem eines: nützlich.

Aus Sicht der Gegner des Projekts im Moseltal gilt auch letzteres für das Bauwerk nicht in hinreichendem Maße, um den Eingriff in die Landschaft zu rechtfertigen. Aus Sicht der Befürworter gilt es sehr wohl. Nur eines erwarten weder die eine noch die andere Gruppe, und das ist, dass die Brücke eine Schönheit wird, die die Zahl der Touristen im Moseltal eklatant steigert.
Es mag ein paar Brücken-Enthusiasten geben, die sich von solchen Bauwerken anlocken lassen - es gibt schließlich auch Menschen, die an den Startbahnen großer Flughäfen sitzen und Flugzeuge beobachten. Deren Zahl dürfte in Tourismus-Statistiken allerdings kaum Spuren hinterlassen. Ganz direkt gesagt: Die Brücke über die Mosel wird nicht zu einer Attraktion für die Mosel werden. Das ist auch nicht ihr Zweck. Sie wird für die Region Trier sowie für den europäischen Fernverkehr den Weg Richtung Rhein-Main etwas vereinfachen. Das mag man gut oder schlecht finden.

Ganz sicher ist, dass es kaum ein Kunstwerk geben wird, das attraktiv genug ist, um diese Brücke zu einem relevanten Publikumsmagneten zu machen. Weder Künstler noch Verkehrspolitiker, die offenbar den Zweiflern an der Mosel etwas Gutes tun wollen, sollten solchen Unsinn verbreiten. Kunst am Bau ist gesetzlich geregelte Pflicht. Bei Großprojekten soll ein Prozent der Bausumme in diesen Bereich fließen. Der Neubauabschnitt, in dem sich auch die Hochmoselbrücke befindet, wird wohl etwas mehr als 200 Millionen Euro kosten. Das heißt: Zwei Millionen Euro würden für Kunst zur Verfügung stehen. Das ist mehr als genug. Deshalb sollte man es sich sparen, wie in dieser Woche geschehen, Entwürfe ins Gespräch zu bringen, die das Drei- bis Vierfache dieser Summe kosten. Denn wirklich schön und attraktiv wird diese Brücke für kein Geld der Welt - und das muss sie auch gar nicht.

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