Der Weg in die Moderne

Immer wieder werden in Luxemburg Kapitel aufgeschlagen, die den Weg des einst so beschaulichen Großherzogtums in eine postmoderne und vernetzte Gesellschaft beschreiben. Mal schön, mal schaurig, mal beides auf einmal.

In halb Europa fragen sich Politikinteressierte, wie es den anderen in dem kleinen Luxemburg gelungen ist, den oft als gottähnlich dargestellten Jean-Claude Juncker (CSV) vom Thron zu stoßen. Die ersten Fernsehreportagen sind schon unterwegs, um die Geschichte des jungen Xavier Bettel zu erzählen, der auszog, den ewigen Premierminister zu besiegen. Im Lande selbst regten sich zunächst all jene furchtbar auf, die den großen Chef weiter sehen wollten, die anderen freuten sich heimlich bis offen...
Nun ist der Käs' gegessen, wie es so schön heißt. Und am Ende kommt Juncker dann nochmal in der Bild-Zeitung zu Ehren. Da sich regelmäßig Luxemburger in deutsche Fernsehcastingshows verirren, darf auch mal der Premierminister mit aufs Foto, das hebt die Publicity. Promis unter sich sozusagen. Noch während des Wahlkampfs war Bauer Guy bei einer Veranstaltung der CSV zu sehen. Bauer? Klar: der gute Mann kann nur bei der Intellektuellen-RTL-Tiefpunktsendung "Bauer sucht Frau..." sein. Sicher : der Mann ist nicht doof. Die Sendung aber trotzdem. Das Lustige in der Welt der Nicht-Nachrichten war, dass der Bauer eine Frau dabei hatte. Die Angebetete? Schock! Hat er sie dem Premier vorgestellt, wie das Foto suggeriert? Doppelschock. Und natürlich toll für die Boulevard-Presse, die aus jedem Lufthauch noch einen Orkan machen kann. Zurück zur Moderne: Nachdem die Boulevardpresse immer nur in der Schmuddelecke spielen durfte, hält der gepflegte Boulevard mittlerweile auch bei den seriösen Branchenmitgliedern Einzug. Noch ein wenig verkniffen. Aber er kommt. Schaurig-schön.

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