Vive la Provence

Da hat also dieser Laurent Wauquiez, ehemaliger UMP-Minister für Europäische Angelegenheiten, nun behauptet, Luxemburg sei ein künstliches Land, ohne wirtschaftliche Substanz und im Übrigen ein Steuerparadies, das man aus der EU werfen sollte.

Ein schwarzes Loch sei es außerdem, hatten schon andere französische Politiker zuvor behauptet (wobei die Luxemburger gerade mal eine nichtkonservative Regierung haben) .
Nun, man kann viel über dieses kleine Land sagen, das auf EU-Ebene stets erfolgreich mitgemischt und diskutiert hat, als Jean-Claude Juncker noch das Zepter schwang. Der neue Premierminister Xavier Bettel sucht unterdessen noch ein wenig seinen Weg. Immerhin hat er schon mal laut den Komplettausstieg aus dem Bankgeheimnis angekündigt, ohne Wenn und Aber. Das hatte sein Vorgänger nicht fertiggebracht. Und doch fällt Menschen wie diesem Herrn Wauquiez nichts Besseres ein als ihr eigenes Unwissen - gepaart mit natürlicher Ignoranz - zur Schau zu tragen. So heißt es in dem Fernsehinterview des Ex-Ministers wörtlich über Luxemburg: "Es gibt dort keinerlei wirtschaftliche oder industrielle Struktur mehr." Genau, ganz richtig. Und in Frankreich gibt es keinen Rotwein mehr. Denn den hat offenbar Herr Wauquiez vor seinem Fernsehinterview geleert. Sonst dürfte ihm kaum entgangen sein, dass Luxemburg neben Finanzwirtschaft und Handel auch noch traditionelle Branchen wie Autozulieferer und Grundstoffindustrien wie Stahl mit Produktionslinien hat. Um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Dabei ist Frankreich doch ein so schönes Land. Und falls Monsiuer Wauquiez doch unrecht hat mit seinem seltsamen Kommentar - dann hat la France doch noch Weinberge. Nicht nur, aber auch um die Luxemburger Industrie-Ehre zu retten, treten wir deshalb in der kommenden Woche den Beweis an, liebe Leserinnen und Leser, wenn wir uns auf Spurensuche ins Rhônetal begeben. Bis dahin!

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