Nostalgie in Kabul, Sex am Lago Maggiore, Franco im Kühlschrank, Flötentöne auf der Seebühne

Frauen in Schlaghosen und engen Röcken, junge Paare, die in der Öffentlichkeit miteinander tanzen – Bilder, die man mit Afghanistan wahrlich nicht verbindet.

Frauen in Schlaghosen und engen Röcken, junge Paare, die in der Öffentlichkeit miteinander tanzen - Bilder, die man mit Afghanistan wahrlich nicht verbindet. Dass es in dem Gebirgsstaat auch eine Zeit vor Krieg, Burka und Bedrohung gab, macht gerade das Filmfestival in Kabul deutlich. Die alten Streifen zeigen Afghanistans Glanztage, bunt und friedlich. Sie sind Raritäten, denn während des Taliban-Regimes waren Filme als unislamisch verboten und zerstört worden.

Taliban hin oder her - die Verfilmung von Charlotte Roches Roman "Feuchtgebiete" wird wohl in Afghanistan sobald nicht zu sehen sein. In Locarno ist man da lockerer - der Stoff, der vor allem durch seine ausführliche Schilderung diverser Sex-Praktiken für Furore sorgte, wird beim Filmfestival am Lago Maggiore erstmals gezeigt und ist im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden vertreten.
Während Charlotte Roche in ihrem in weiten Teilen autobiografischen Roman das eigene Innenleben öffentlich macht, beschränkt sich Richard Rogers darauf, das Innere eines Gebäudes nach außen zu kehren. Fahr8stühle, Heizungsrohre und Rolltreppen installiert der britische Architekt gut sichtbar an den Außenmauern - und hat so sein eigenes Markenzeichen geschaffen. Am kommenden Dienstag feiert der findige Fassadenkünstler, der unter anderem das Centre Pompidou in Paris gestaltet hat, seinen 80. Geburtstag.

Vielleicht schafft es auch Eugenio Merino mit seiner Kunst irgendwann in den Kulturtempel. Seine Franco-Figur im Coca-Cola-Kühlschrank darf er jedenfalls weiter öffentlich zeigen - ein spanisches Gericht hat's erlaubt. Der Künstler will mit dem Projekt deutlich machen, dass das Bildnis des Ex-Diktators für immer in den Köpfen der Spanier "eingefroren" sei.

Wohl eher eingebrannt hat sich der Anblick von Sharon Stone beim "Basic-Instinct"-Verhör. Unterm weißen Minikleid blitzte da mal eben gar nichts hervor - und katapultierte die Schauspielerin genauso wie Regisseur Paul Verhoeven endgültig in den Hollywood-Olymp. Nach dem Riesenerfolg des Thrillers ist es um den Niederländer, der gestern seinen 75. Geburtstag gefeiert hat, in den vergangenen Jahren deutlich ruhiger geworden.

Ein Thriller? Oder ein Drama? Auf jeden Fall die nächste Hiobsbotschaft für die Wuppertaler Bühnen. Nachdem Anfang Juli das Schauspielhaus geschlossen wurde und das auf ein Viertel geschrumpfte Ensemble fortan in einer alten Lagerhalle auftreten wird, geht es nun beim Opernensemble ans Eingemachte. Der künftige Intendant Toshiyuki Kamioka hat die Verträge der zwölf Solisten sowie des gesamten künstlerischen Personals nicht verlängert und will aus Spargründen in Zukunft auf ein festes Ensemble verzichten.

Aufs Geld, sprich auf die Besucherzahlen, schaut man auch in Bregenz. Weil Umberto Giordanos Oper "André Chénier" im vergangenen Jahr beim Publikum floppte, setzt man in diesem Jahr wieder auf Bewährtes. Am Mittwochabend feierte Mozarts "Zauberflöte" auf der Seebühne Premiere. Unterhaltsam, quietschbunt, mit vielen Effekten - und ganz zur Freude der Zuschauer.

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