Minister im Grünen, Fürstin auf der Bühne, Autor unterm Hammer

Trier · Verdiente Persönlichkeiten ehrt man posthum gerne mit einem Denkmal oder einem schattigen Fleckchen mit ein paar Bänken drauf.

Die Stadt Bremen hat im vergangenen Jahr Loriot immerhin einen Parkplatz gewidmet - jetzt bekommt auch der (quicklebendige) Kulturstaatsminister Bernd Neumann "seinen" eigenen Platz. Nicht neben einem Discounter, sondern im schicken Münchner Nobelvorort Grünwald auf dem Gelände der Bavaria-Filmstudios. Dort, wo schon Filmgrößen wie Alfred Hitchcock und Billy Wilder und der Komiker Karl Valentin mit Straßennamen verewigt sind, gibt es künftig einen Bernd-Neumann-Platz.Ein bunt gemischter Herrenclub trifft sich ab heute auch bei den Thurn-und-Taxis-Festspielen in Regensburg. Geiger David Garrett, Schlagersänger Udo Jürgens, Tenor Klaus Florian Vogt und Chanson-Star Max Raabe geben sich dort die Schlossklinke in die Hand. Bei der "Rocky Horror Picture Show" steht dann auch Festspiel-Chefin Gloria von Thurn und Taxis mit auf der Bühne. Ihre schrille Seite kann die ehemalige Punker-Fürstin dann wieder einmal richtig ausleben. Schrill hätte wohl auch Elton John gefallen - wegen einer Blinddarmentzündung gibt es von ihm in Bayern nun aber doch nichts zu hören.
Nicht hörbare Klänge sollen ab Mitte August das New Yorker Museum of Modern Art bereichern. Das Haus plant erstmals eine Ausstellung nur mit Geräuschen. Unter anderem werden zu hören sein: der Lärm einer Fabrik in Taiwan, der Klang von 59 Glocken in New York - und die Geräusche von Fledermäusen. Also auch solche Töne, die man gar nicht hören kann, auf künstlerische Art sichtbar gemacht.
Einen schönen Klangteppich ergäbe sicher auch das Gewusel bei den Passionsspielen in Oberammergau. Immerhin stehen dort alle vier Jahre bis zu 2500 Darsteller auf der Bühne, um das Leiden Christi stilecht in Szene zu setzen. Und weil man sich von den Festspielbärten gar nicht mehr trennen mag, gibt es seit einiger Zeit jeden Sommer eine biblische Neuinszenierung. In diesem Jahr steht "Moses" auf dem Spielplan.
Als Oberammergau-Darsteller wäre der ziemlich kahle Luc Bondy wohl eine glatte Fehlbesetzung. Kein Problem, der Regisseur gibt eh besser die Anweisungen als selbst im Scheinwerferlicht zu stehen. Am kommenden Mittwoch feiert der ehemalige Chef der Berliner Schaubühne seinen 65. Geburtstag. Von Rente will der Schweizer aber noch nichts wissen - seit einem Jahr leitet er ausgesprochen erfolgreich das Théâtre de l'Odéon in Paris.
Keine zwei Kilometer Luftlinie entfernt, im Théâtre de Babylone, feierte 1953 "Warten auf Godot" Premiere. Während Samuel Beckett damals lange erfolglos nach einer Bühne für sein Stück suchen musste, reißt man sich inzwischen um die Werke des irischen Literaturnobelpreisträgers. Das Manuskript seines Romans "Murphy" kam am Mittwoch bei Sothebys unter den Hammer - zum Rekordpreis von 1,1 Millionen Euro.
Ein Beckett-Stück steht in diesem Jahr beim Festival in Avignon nicht auf dem Spielplan. Ohne große Namen muss das Gipfeltreffen der Theatermacher aber wahrlich nicht auskommen: Stammgast Sasha Waltz schickt Musiker und Tänzer zu einem improvisierten Dialog auf die Bühne, Julien Gosselin zeigt seine Variante von Houellebecqs "Elementarteilchen" und Stanislas Nordey wagt sich an eine Neuinszenierung von Peter Handkes "Über die Dörfer". Mittendrin kultur-urlaubt übrigens der gewohnte Schreiber dieser Kolumne. An dieser Stelle ein paar neidvolle Grüße in die Provence!
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