Saugreilisch!

Zugegeben: Anfangs hat es mir geschmeichelt. Überall, wo ich in der Fußgängerzone hinkam, erklang die Filmmelodie aus "Der Pate", jeweils intoniert von einem Klarinettisten. Klarer Fall, dachte ich, die spielen das, auch wenn's schräg klingt, dir zu Ehren.

Schließlich tu ich als Clanchef alles für die Familie, mache gelegentlich Angebote, die man nicht ablehnen kann, und war auch schon mal, als Bärbel echt mies gekocht hat, in organisiertes Erbrechen verwickelt. Und eine meiner Lieblingserkenntnisse ist sowieso: In Trier sind Frauen gefährlicher als Schießeisen. Also, Musik exklusiv für Don Jupp? Von wegen! "Die spielen das, weil die nix anderes draufhaben", klärte mich mein Kumpel Klaus-Pitt auf. Der ist im Musikverein aktiv. Dort seien alle Klarinettisten besser als die Jungs, die an allen Ecken und Enden der Altstadt rumdudeln. Deren Darbietungen teilt Klaus-Pitt in drei Kategorien ein: "greilisch", "saugreilisch" und "unnerirdisch saugreilisch". Letztere erkenne man am abruptem Ende: Die Spieler hören mittendrin auf, weil sie nicht wissen, wie es weitergeht. Fragt sich, mit welchem Instrument die Ein-Stück-Repertoire-Straßenmusikanten die nächste Saison bestreiten: Nach vergeigtem Ave Maria und verklarinettiertem Paten etwa vertrompetetes Il Silenzio? Hoffentlich nicht, denn das ist phonmäßig noch penetranter. Dann lieber was mit Harfe. Da kann man als Passant zur Not mal blitzschnell mit einem Seitenschneider eingreifen. Prost!

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