Von Zahlen und Märchen

Gemeinden und Kreise geben sich selbstbewusst. Sie sehen sich als Stifter von Identität und unverzichtbar für das Leben ihrer Bürger. Dass die Identität moderner Menschen ausgerechnet an bestimmten lokalen Verwaltungseinheiten hängt, ist zweifelhaft. Unzweifelhaft ist, dass die Dienstleistungen, die Kommunen erbringen, wichtig sind.

Bei aller Unverzichtbarkeit der Leistungen, müssen sie jedoch halbwegs effektiv erbracht werden. Das heißt, die Zahl der Menschen, die sie empfangen, und die derer, die sie erbringen, sollte in einem vertretbaren Verhältnis stehen - zumal die meisten Leistungen keine räumliche Nähe erfordern.

Neue Zahlen des Statistischen Landesamts zeigen, dass das Selbstbewusstsein der Klein- und Kleinstkreise mit Blick auf die Effektivität von Jahr zu Jahr fragwürdiger wird: In der Eifel, an der Mosel und im Hunsrück sterben seit Jahren mehr Menschen als geboren werden. Im Landkreis Vulkaneifel ziehen - anders als in Bernkastel-Wittlich und Bitburg-Prüm - sogar mehr Menschen weg als zu.

Insgesamt ergibt sich daraus, dass in 15 Jahren im Eifelkreis 6,1 Prozent weniger Menschen leben werden als heute, im Kreis Bernkastel-Wittlich 7,2 Prozent, und im jetzt schon kleinsten Kreis Vulkaneifel ist gar ein Minus von 11,2 Prozent zu erwarten.

Wenn man nicht an Identitätsmärchen glaubt, gehen damit die Argumente dafür, Kreise und Kommunen auf ewig unverändert zu lassen, immer schneller zur Neige.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort