Klausen goes Hollywood

Mein Freund Eberhard kann es nicht lassen. Er hat mir wieder einen offenen Brief geschrieben. Den möchte ich Ihnen natürlich nicht vorenthalten: „Hallo mein alter Freund Wilbert, bei uns war ja was los in der vergangenen Woche. Wir sind ganz groß rausgekommen beim Fernsehgottesdienst.

Millionen Leute haben endlich mal die Klausener Kirche und unsere Patres gesehen. Schließlich sind wir, nach meiner Meinung, die zweitschönste Kirche hinter dem Kölner Dom, und unser Pater fast so schön wie der George Clooney des Vatikan. Den kennst du doch auch, den Georg Gänswein, den Privatsekretär des Papsts. Also meine Frau, das Mariechen, schwärmt ja für den. 700 000 Menschen haben Klausen im In- und Ausland, vielleicht sogar per Satellit im Weltall, im Fernsehen gesehen. Du kannst dir nicht vorstellen, was das für eine Arbeit war. Vor dem Dorfladen hat schon eine Woche vorher ein großer LKW gehalten. Das war aber nicht der Übertragungswagen vom ZDF, nein, der hat Putzmittel gebracht für die Kirche: Möbelpolitur, Scheuerpulver, Generalreiniger, Putzlappen, Kittelschürzen, Kopftücher und Staubwedel. Und alle waren so fein. Der Arnold, das Doris und die Uschi aus dem Friseursalon haben tagelang Überstunden gemacht, damit die Klausener gut aussehen, wenn das Fernsehen kommt. Bei der Messe hätten auch noch mehr Leute in die Kirche gepasst, aber die Klausener haben gedacht: ,Man sieht die Messe im Fernsehen noch besser als in der Kirche.' Und die Auswärtigen haben wohl gemeint: ,An so einem Tag lassen wir den Klausenern doch mal ihre Kirche". Na ja, das ZDF hat die Leute gut verteilt, da sind ein paar Lücken nicht aufgefallen. Aber ich frage mich, wo soll das noch hinführen mit Klausen? Kardinäle, Bischöfe und Medienvertreter geben sich die Klinke in die Hand, der Limburger will im nächsten Jahr ja auch noch kommen. Da kann ich nur singen: "Oho Maria hilf! Nach dem ZDF-Gottesdienst kann doch eigentlich nur noch Hollywood kommen. Unser Pater und unser Bürgermeister in einer Neuverfilmung von Don Camillo und Peppone. Das wird bestimmt so ein Erfolg wie ,Die andere Heimat'. Jetzt müssen wir nur noch den Edgar Reitz hierhin kriegen. Mit ein paar Zuckerpfeifen müsste das doch klappen. Ich bring dir, bei unserem nächsten Treffen, auch noch mal welche mit. <EA>Schöne Grüße Dein EberhardP.S.: Hmm, für die Besetzung von Don Camillo und Peppone würden mir doch glatt auch Wittlicher einfallen

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