Auslese: Nur Sprudel, bitte!

Premiere. Zum ersten Mal schreibe ich eine Weinkolumne, in der es um die Abstinenz geht. Denn ich faste. Ich will versuchen, sechs Wochen lang keinen Wein trinken, solange es sich absolut nicht vermeiden lässt. Kein Gläschen zum Feierabend, kein Gläschen zum Sonntagsessen, kein Gläschen mit Freunden.

Am Aschermittwoch trinke ich abends Mineralwasser. Auch am Donnerstag und Freitag bleibe ich trocken. Am Samstag fahren mein Mann und ich übers Wochenende auf eine Tagung. Thema: Spätburgunder. Erste Ausnahme. Zwar habe ich an diesem Wochenende gelernt, Wein gezielt in Spucknäpfe zu befördern, doch der ein oder andere Schluck tröpfelt doch meine Kehle hinunter. Montag, Dienstag, Mittwoch. Die Welt ohne Wein ist in Ordnung. Bis zum Donnerstag. Zweite Ausnahme. Mein Sohn feiert Geburtstag.

Na ja, ich nehme ein Glas Wein in die Hand zum Anstoßen mit Omas und Opas und trinke den Inhalt natürlich auch. Freitag. Ausnahme Nummer drei. Rein dienstlich. Für meinen Arbeitgeber soll ich auf einen Termin gehen. Saarwinzer Max von Kunow stellt sein Projekt "Wurzelwerk und Winzers Beitrag" vor und schenkt aus. Samstag. Mein Sohn wiederholt seine Geburtstagsfeier mit seinen Freunden. Tohuwabohu. Ein Kumpel trägt Blessuren davon und muss ins Krankenhaus. Am Abend kapituliere ich und frage meinen Mann, ob er mir was von seinem italienischen Rotwein abgibt. Sonntag. Arbeitstag. Ich bleibe hart.

Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freitag. Wow. Fast die ganze Woche geschafft. Wenn ich bis Karfreitag mein Gelübde weiter so eisern durchhalte, bin ich eine Heldin. Doch am letzten Fastentag fahren wir in die Champagne - Osterurlaub. Allerdings ist der Karfreitag in Frankreich nur in den Departements Elsass und Lothringen ein Feiertag. Das heißt: Alle Champagnerkeller sind geöffnet. Das wird eine harte Prüfung ...

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