Film ab - Die Kinokolumne: "Heute bin ich Samba"

Trier · Eins steht fest: Omar Sy ist wandelbar. Während er im französischen Überraschungshit „Ziemlich beste Freunde“ den wunderbar unkonventionellen und frech-vorlauten Driss darstellte, mimt er in der gerade angelaufenen französischen Komödie „Heute bin ich Samba“ den illegal eingewanderten Senegalesen Samba.

Der macht sich trotz seiner beeindruckend großen Gestalt klein, läuft geduckt mit eingezogenen Schultern durch Paris. Denn Samba darf nicht auffallen. Er ist fleißig, arbeitet als Spülhilfe in der Küche eines Restaurants und will am liebsten Koch werden. Doch erst einmal braucht er eine Festanstellung. Die soll ihm helfen, eine Aufenthaltserlaubnis in Frankreich zu bekommen.

Kurz vor dem Ziel fasst ihn die Polizei und bringt ihn Abschiebehaft. Seine einzige Hoffnung: die durch einen Burnout leicht durchgeknallte Aushilfe-Sozialarbeiterin Alice (Charlotte Gainsbourg). Der gelingt es so gar nicht, die ihr von ihrer Kollegin verordnete Distanz zu dem Abschiebehäftling zu wahren. Samba hat es ihr angetan. Doch der ist viel zu anständig, um die Situation auszunutzen. Doch die beiden lernen sich näher kennen…

Sy stellt den Illegalen zwar überzeugend dar, doch die Geschichte wird durch die humorvolle Darstellung abgeschwächt. Die Konfliktsituation des seit zehn Jahren illegal in Paris lebenden Senegalesen blitzt stellenweise hervor. Er lebt beispielsweise auf engstem Raum bei seinem alten Onkel. Samba schlägt sich mit miesen Gelegenheitsjobs auf Baustellen oder Müllsortieranlagen durch. Teuer bezahlte, schlecht gefälschte Ausweise helfen ihm dabei, verlangen ihm jedoch ständige Identitätswechsel ab. Anderer Name, Schnurbart, komplette Umstellung des Kleidungsstils - Immer wieder muss der junge Mann sein Aussehen verändern. Die Angst, seine wahre Identität zu verlieren, steht ihm quasi ins Gesicht geschrieben.

Sein Freund Wilson (Tahar Rahim) spielt den sympathischen Brasilianer, obwohl er eigentlich aus Algier stammt. Das kommt besser bei den Frauen an. Er ist neben Samba ein Sympathieträger im Film, der nie seine gute Laune verliert und für manchen Lacher sorgt.

Ganz klar: Hier wird ein todernstes Thema in eine Komödie verpackt. Das ist verrückt und mutig zugleich. Weil die unfassbar gefährliche Situation der illegalen Einwanderer etwas romantisiert wird. Dem ernsthaften Kinobesucher werden die kleinen Einblicke in das ständig von Angst und Bedrohungen erfüllte Leben dieser Menschen nicht ausreichen. Zu wenig wird problematisiert. Auf der anderen Seite lenken die Macher, die sich bereits bei "Ziemlich beste Freunde" auf gewagtes Terrain begeben hatten, einmal mehr den Blick auf die Menschen als Individuen. Sie geraten eben nicht alle auf die schiefe Bahn, obwohl Hunger oder fehlende Hilfe sie leicht in diese Richtung drängen könnten. Nicht alle enden in Drogen und Gewalt. Viele haben trotz der ihnen aufgezwungenen Identitätslosigkeit Hoffnungen und Träume.

Fazit: Ein sehenswerter Film, der zu einem ernsten Thema über die humoristische Schiene Zugang verschafft. Diese Illegalen will man einfach nur herzen und küssen.

Zu sehen ist der Film im Trierer Broadway Kino

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