Diskussion um Landärzte: Viel heiße Luft

Eine neue Richtlinie soll's mal wieder richten: Um dem Medizinermangel insbesondere auf dem Land entgegenzuwirken, hat der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken eine veränderte ärztliche Bedarfsplanung beschlossen.

Bundesweit dürfen sich nun zu den gut 60.000 Hausärzten weitere 3000 niederlassen. Das klingt vielversprechend, ist es aber zumindest für den ländlichen Raum nicht: Schon jetzt fehlen in der Eifel und an der Mosel Praxisnachfolger:

Insgesamt waren 2012 im Eifel- und Vulkaneifelkreis sowie im Kreis Bernkastel-Wittlich 26 Arztstellen unbesetzt. Tendenz steigend, da zahlreiche Mediziner bald in den Ruhestand gehen werden - voraussichtlich ohne einen Nachfolger für ihre Praxen zu finden. Nun mit einer veränderten Bedarfsplanung noch mehr Kassenarztsitze anzubieten, die erst recht keiner besetzt, klingt daher nach einem Schildbürgerstreich.

Auch dass die potenziellen Landärzte nach der Neuregelung nicht mehr verpflichtet sind, auf dem Land zu wohnen, wird wohl kaum verhindern, dass Mediziner weiter einen großen Bogen darum machen. Denn was bringt es mir, in der Stadt zu wohnen, wenn ich als einziger Hausarzt mehr oder weniger Tag und Nacht im Dienst und damit unterwegs bin? Und das auch noch schlecht bezahlt im Vergleich zu Stadt-Kollegen, da eine Landarztpraxis in der Regel wenig Privatpatienten hat.

Was ist verlockend daran, als Landarzt allein auf weiter Flur nicht guten Gewissens in Urlaub fahren zu können, weil ich keine Vertretung finde? Diese grundsätzlichen struktuellen Probleme werden mit der neuen Richtlinie nicht gelöst. Es fehlt an tatsächlichen Anreizen, die junge Mediziner in den Hunsrück oder die Eifel locken - Anreize wie etwa neue Praxen auf dem Land finanziell, organisatorisch, baulich oder personell zu fördern und das Einkommen dieser Ärzte generell zu verbessern. Das wäre weitaus sinnvoller als eine neue Richtlinie, die nicht viel mehr als heiße Luft ist.

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