Die Natur des närrischen Kompromisses

Jetzt ist er fast da: Der Kulminationspunkt, der Höhepunkt des närrischen Tuns. In einer langen Session haben sich die Karnevalisten richtig ins Zeug gelegt, um jetzt noch bis Aschermittwoch alles zu geben.

Wenn man sich auf einen Begriff einigen wollte, dem alle im Bezug auf das nun herrschende Stadium der Fastnacht zustimmen können, dann ist das ein unterschiedlich betontes: Endlich! Denn etwa 50 Prozent der Menschen sind Fans der Narretei und sind froh, dass endlich auf den Straßen und Plätzen gefeiert wird. Die anderen 50 Prozent lehnen diese Brauchtum und seine neuzeitlichen Formen deutlich ab und sind froh, dass es am Mittwoch endlich vorbei ist.

Sowohl die eine wie auch die andere Gruppe ist groß - das gilt insgesamt und damit natürlich auh für Zeitungsleser. Vor allem deshalb ist Karneval auch jedes Jahr eine besondere Herausforderung, die vor allem darin besteht, die vielfältigen Aktivitäten der Narren zu dokumentieren und das in einer Weise, in der möglichst viele Sitzungen und Umzüge dargestellt werden. Zugleich passiert und interessiert viele - nicht nur die Nicht-Karnevalisten - doch auch während der Session noch anderes als die schiere Narretei.

Für Lokaljournalisten heißt das, auf einem vorgegebenen Raum das Interessante aus dem nicht-karnevalistischen Geschehen und das bis Aschermittwoch immer üppiger werdende närrische Treiben unter einen Hut zu bringen. Das ist vor allem deshalb schwierig, weil es in den insgesamt 459 Ortsgemeinden der Kreise Bitburg-Prüm, Bernkastel-Wittlich und Vulkaneifel in wenigen Wochen einige hundertt karnevalistische Veranstaltungen gibt. Würden wir über jede in größter Ausführlichkeit und mit mehreren Bildern berichten, hätten wir seid drei Wochen täglich nur noch Karneval in der Zeitung. Weil wir möglichst viele närrische Aktionen zeigen wollen, ist es zwingend notwendig eine kompakte Form der Darstellung zu finden und nur einige, jährlich wechselnde Sitzungen größer darzustellen. Selbst in dieser Form hat der Karneval in den vergangenen Wochen einen sehr breiten Raum eingenommen und wird bis Mittwoch den Inhalt unserer Lokalteil mehr als deutlich dominieren.

Den Narren, vor allem jenen die Wagen bauen oder bei einer Sitzung auf der Bühne stehen, ist der Umfang der Karnevalsberichterstattung manches mal zu gering - das ist aus ihrer Perspektive verständlich. Nicht-Karnevalisten ist der Umfang in der derzeitigen Form immer noch zu üppig. Das aber ist immer so bei Kompromissen zwischen unterschiedlichen Interessen und wenn beide Seite jenseits vom ersten Impuls nochmal darüber nachdenken und versuchen, kurz die Sichtweise des jeweils anderen einzunehmen, führt dies in den allermeisten Fällen dazu, dass man mit dem Kompromiss leben kann.

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