Mit dieser Devise fahren Sie schon Jahrzehnte gut an der Spitze des weltgrößten Fachverbandes für latente Korruption, diskrete Bereicherung und fantasievolle Finanzierungsmodelle. Dass Sie den Firmensitz dabei ausgerechnet in Ihrem Schweizer Heimatland haben, kann man für Zufall halten oder nicht. Ich hätte jedenfalls mal gerne eine Steuer-CD mit den wahren Einnahmen und Ausgaben der Fifa. Würde ich sogar was für bezahlen.

Aber was heißt eigentlich Korruption? Doch nur, wenn man sich heimlich schmieren lässt. Wenn der Verbandspräsident persönlich davon weiß, kann es doch keine Bestechung sein, sondern allenfalls, sagen wir: Entscheidungshilfe. Und Hilfe ist doch unter Christenmenschen geradezu Pflicht gegenüber dem Nächsten. Zumal wenn selbiger von irgendeinem bettelarmen afrikanischen oder südamerikanischen Fußballverband kommt und sich ganz ohne Hilfe einfach nicht für das Richtige entscheiden kann.

Deshalb haben Sie ja auch nicht den geringsten Grund, über einen Rücktritt nachzudenken. Wenn ein Sepp Blatter zurücktritt, dann höchstens in die Weichteile eines Gegners. Sie dürfen das: Wer zu viel weiß, hat Narrenfreiheit.

Und überhaupt: Ohne Sie könne es keine Reform der Fifa geben, greint Alt-DFB-Präsident Theo Zwanziger. Dieser ansonsten grundanständige Mensch hängt ja dermaßen an Ihnen, dass man beinahe fürchten muss, da sei von früheren gemeinsamen Transaktionen etwas kleben geblieben.

Der große Reformator des Weltfußballverbandes: Das ist die Rolle, die Sie sich selbst zugedacht haben. Aber kann es sein, dass Sie da was verwechseln? Ein Reformator nagelt Thesen an ein Kirchenportal, nicht Barschecks an das Schwarze Brett des Delegierten-Hotels.